Monthly Archives: February 2021

[Ljubljana] Transnationaler Callout für Solidarität mit dem ROG Ljubljana!

TRANSNATIONALER AUFRUF AUS LJUBLJANA FÜR SOLIDARITÄT, SPENDEN & UNTERSTÜTZUNG

(english below)

 

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Am Dienstag, den 19. Januar 2021, wurde das soziale Zentrum – die Autonome Fabrik Rog (AT Rog) – von gemeinsamen Kräften aus neonazistisch nahstehender privater Sicherheitsfirmen und der Polizei brutal angegriffen und anschließend mit Bulldozern zerstört. Der Angriff wurde von der Stadtverwaltung von Ljubljana orchestriert. Ohne Vorwarnung und ohne jegliche Rechtsgrundlage. Häuser wurden abgerissen oder schwer beschädigt, viele Geräte, Werkzeuge und persönliche Gegenstände weggenomen, Menschen gewaltsam geräumt.
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Das 2006 gegründete AT Rog war ein sozialer, kultureller und politischer Raum, der schnell zu einem der wichtigsten Knotenpunkte für direkte soziale Arbeit, Netzwerke für Geflüchtetensolidarität, politische Bildung & kollektives Lernen sowie Aktionen an der Basis wurde. Zusammen mit vielen anderen Praktiken sprach es die Bedürfnisse der Menschen in Ljubljana an. Das AT Rog ist entstanden, weil es einen Bedarf dafür gab. Seine authentische Verbundenheit mit den Bewohner*innen von Ljubljana spiegelt sich in einem enormen Erguss an Unterstützung von vielen Einzelpersonen, informellen Initiativen, akademischen Institutionen und vielen anderen wider. Sowie in vielen erhaltenen Spenden und anderen Unterstützungsangeboten.
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Während der gewaltsamen Räumung und der anschließenden Proteste, bei denen sich tausende Menschen dem Verbot aller öffentlichen Versammlungen wegen der Pandemie widersetzten, wurden viele Menschen verhaftet, mit Geldstrafen geahndet und es wurden einige Strafverfahren eröffnet. Es wird erwartet, dass die Kosten für Bußgelder weiter steigen werden, wenn der Staat seine Repression fortsetzt und die Kosten für Rechtsfälle steigen. All dies ist eine zusätzliche Belastung für die Gemeinschaft von AT Rog sein, die sich auch mit den unmittelbaren Problemen der Unterbringung, des gestohlenen Equipments und dem notwendigen politischen Kampf beschäftigen muss.
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WIR RUFEN DIE ANTI-AUTORITÄRE BEWEGUNG AUF DER GANZEN WELT AUF, UNS IN DIESEM MOMENT DER NOT UND DRINGLICHKEIT MIT ALLEN VERFÜGBAREN MITTELN ZU UNTERSTÜTZEN.
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Bitte verbreitet diesen Aufruf und die folgenden Links für mehr Information!
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…und spendet Geld!
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PAYPAL: solirog@riseup.net  
(an diese Mail könnt ihr auch schreiben, wenn ihr direkten Kontakt aufnehmen möchtet!)
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TRANSNATIONAL CALL FOR SOLIDARITY, DONATIONS AND SUPPORT FROM LJUBLJANA 

On Tuesday, January 19, 2021 the Autonomous factory Rog (AT Rog) vas viciously attacked and subsequently destroyed by joint forces of neo-nazi linked private security companies and the police. Attack was orchestrated by the Municipality of Ljubljana. Without any warning and without any legal basis. Houses were demolished or seriously damaged, a lot of equipment, tools and personal belongings stolen.

Established in 2006, AT Rog was a social, cultural and political space which quickly became one of the major nodes of direct social work, migrant solidarity networks, grass-root political research and action. Together with many other practices it addressed the needs of the people of Ljubljana. Ljubljana created AT Rog because there was a need for it. Its authentic bond with the residents of Ljubljana is reflected in an enormous out-pour of support from many individuals, informal initiatives, academic institutions and many others. As well as in many donations received and other support offered.

During the violent eviction and the subsequent protests in which thousand people defied the ban on all public gatherings due to pandemic, many people were arrested, given fines and some criminal cases were opened. We expect that costs of fines will only increase as the state continues its repression and the costs of legal cases mount. All these will be an additional burden for the community of AT Rog that also needs to deal with an immediate issues of housing, stolen equipment and necessary political fightback.
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WE CALL ON THE ANTI-AUTHORITARIAN MOVEMENT AROUND THE WORLD TO SUPPORT US IN THIS MOMENT OF NEED AND URGENCY BY ANY MEANS AVAILABLE.
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Please spread the call and information about the situation of ROG!
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More info here: 
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For donation: 
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PAYPAL: solirog@riseup.net  

[Griechenland] Solidarität mit Dimitris Koufontinas – Griechischer Staat lässt den Inhaftierten Dimitris Koufontinas sterben

Hiermit solidarisieren wir uns mit dem seit 2002 in Griechenland inhaftierten Dimitris Koufontinas und seinem Hungerstreik.

Wir sind empört über die staatliche Willkür, mit der die Haftbedingungen von Dimitris verschlimmert werden, und wünschen ihm Kraft & Durchhaltevermögen in seinem aktuellen und schon lebensbedrohlichen Hunger- und Durststreik!

In Solidarität mit Dimitris teilen wir den weiter unten folgenden Artikel, der durch den “Freitag” veröffentlicht wurde.

Our passion for freedom is stronger than their prisons!

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Link zum Originalartikel: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/dimitris-koufontinas-droht-zu-sterben

Dimitris Koufontinas droht zu sterben

Januar 2021: Griechische Polizisten schirmen das Parlament während einer Demonstration für den Inhaftierten Dimitris Koufontinas ab; Foto: Louisa Gouliamaki/AFP/Getty Images
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Seit Jahrzehnten erleben wir ein „Rollback“ des Neoliberalismus, verbunden mit dem Abbau des Sozialstaats und staatlicher Für- und Vorsorge sowie einer Verpflichtung des Individuums zum Selbstschutz. In der Corona-Krise ist das besonders deutlich geworden. Gleichzeitig gilt auch: Es gibt wenig Widerstand gegen politische Maßnahmen und die sozialen Härten, die mit ihnen verbunden sind, weder durch Streiks oder gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen noch auf der Straße, also durch Demonstrationen und Protestkundgebungen, denn die Menschen sorgen sich vor allem um sich selbst. Das verschafft den Regierenden neue Spielräume. In anderen Staaten wird die Situation der Angst vor der Pandemie noch sehr viel mehr ausgenutzt als in Deutschland. Ich will das am Beispiel Griechenlands zeigen.

Lockdown und autoritäre Maßnahmen

Die Lockdowns im Frühjahr und seit Anfang November 2020 bis heute waren und sind in Griechenland schärfer als in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern. Man darf nur aus dem Haus, wenn man eine SMS geschickt (oder eine entsprechende Erklärung ausgefüllt) hat, in der man den Grund angibt. Die Polizei kontrolliert und erhebt bei Verstößen Bußgelder in Höhe von 300 Euro. Man darf nicht besuchen oder besucht werden. Wird man erwischt, drohen Bußen bis zu 3.000 Euro.

Seit Beginn der Corona-Krise sind eine Reihe reaktionärer Gesetze verabschiedet und Notverordnungen erlassen worden. So bescherte man uns ein neues Versammlungsgesetz – abgeschrieben vom entsprechenden Gesetz der Militärjunta (1967-1974) ­–, neue Arbeitsgesetze, die Entlassungen erleichtern und den 10-Stunden-Tag ohne Lohnausgleich erlauben, die „Weltneuheit“ einer Universitätspolizei (mit insgesamt 1.000 Polizisten) – um nur einige zu nennen.

Wider die Verfassung erließ die Polizei für vier Tage um den 17. November – Tag des Aufstands am Athener Polytechnikum 1973 und der traditionellen Demonstration gegen die amtierende Regierung, den US-Imperialismus und die US-amerikanischen Basen – ein absolutes Versammlungsverbot, vollkommen absurd begründet mit COVID-Prävention. Ein solches Verbot erging auch für den 6. Dezember, den Jahrestag der Ermordung von Alexis Grigoropoulos durch einen Polizisten 2008, an dem jedes Jahr eine Demonstration gegen staatliche Gewalt stattfindet. Gerade für den 17. November gibt es keine gesetzliche Möglichkeit der Einschränkung der verfassungsmäßig garantierten Versammlungsfreiheit. Trotzdem setzte die Regierung ihr willkürliches Verbot mit dem Einsatz von 5.000 Polizisten weitgehend durch.

Während der Corona-Krise verschärfte die rechtskonservative Regierung Mitsotakis außerdem die Lebensbedingungen für Geflüchtete in Lagern noch einmal dramatisch. Die Lager wurden teilweise für Wochen abgeriegelt, weil Corona-Fälle aufgetreten waren, ohne dass ausreichend medizinisches Personal abgestellt wurde. Die Lagerinsassen wurden einfach sich selbst überlassen. Das Lager Moria II auf Lesbos ist schlimmer als das Anfang September 2020 abgebrannte Moria I. Die Geflüchteten leben im Dreck, haben keine ausreichenden Waschgelegenheiten und ärztliche Versorgung. Viele sind krank und werden mit ihrer Krankheit allein gelassen. Die Pushbacks von Flüchtlingen zurück in die Türkei, sei es auf dem Meer oder über die Landgrenze in Nordgriechenland, haben im vergangenen Jahr weiter zugenommen.

Der Fall Dimitris Koufontinas

Das jüngste Beispiel dafür, dass der griechischen Regierung sogar ihre eigenen Gesetze gleichgültig sind, ist der Fall Koufontinas. Dimitris Koufontinas verbüßt ​​eine Haftstrafe von 11 Mal lebenslänglich zuzüglich 25 Jahre, nachdem er als Mitglied der Revolutionären Organisation 17. November (17N) verurteilt wurde. Der 17N war in Griechenland aktiv von 1975 bis 2002, bevor er nach einem missglückten Anschlag zerschlagen wurde. Er trat zuerst mit der Erschießung des amerikanischen CIA-Chefs für Südosteuropa in Erscheinung. (Später erfolgten noch drei weitere Anschläge auf US-Offizielle.) Seitdem war die Ausschaltung des 17N eine grundlegende Forderung der USA, mit großem Druck auf die jeweiligen griechischen Regierungen. 1989 erschoss der 17N den Politiker und Journalisten P. Bakogiannis, Schwager des jetzigen Premierministers und Vater des derzeitigen Bürgermeisters von Athen.

Dimitris Koufontinas stellte sich 2002 nach der Verhaftung mehrerer Mitglieder des 17N und erklärte, er sei Mitglied der Organisation und übernehme die politische Verantwortung für deren Handlungen. Er verteidigte sich nicht und machte nie Aussagen zu seinen Mitangeklagten. Diese Haltung brachte ihm Anerkennung in breiteren Teilen der griechischen Gesellschaft, nicht nur der Linken, ein.

Ab 2002 war Dimitris Koufontinas in einem speziell für die Gefangenen des 17N hergerichteten unterirdischen Flügel des Korydallos-Gefängnisses (Athen) inhaftiert, bis er 2018 in die landwirtschaftliche Haftanstalt Volos verlegt wurde. Obwohl er seit 2010 Anspruch auf Lockerungen hatte, bekam er sie 2017 zum ersten Mal und in der Folge noch fünf weitere Male. Die Gewährung von Hafturlaub für Koufontinas wurde jedoch von bestimmten Medien, aber auch von Politikern, die mit öffentlichen Äußerungen und Interventionen unter Nennung seines Namens gegen ihn auftraten, intensiv und systematisch bekämpft. Unter ihnen waren auch der heutige Premierminister und Mitglieder seiner Familie. Heftige Interventionen gab es auch seitens der amerikanischen Botschaft.

Infolge dieser Polemik wurden die Hafturlaube ab dem Frühjahr 2019 verweigert mit Begründungen, die mit seinen politischen Überzeugungen zusammenhängen, und seiner Weigerung, Reue zu erklären – was nach griechischem Recht kein Grund für die Verweigerung von Lockerungen ist. Die Frage der Hafturlaube kam bis vor den Obersten Gerichtshof (Areopag), der entschied, dass die Ablehnung der entsprechenden Anträge nicht vom Gesetz gedeckt sei. Das für die Gewährungen von Lockerungen zuständige Gericht in Volos änderte jedoch seine Auffassung nicht und so wurden die Hafturlaube ab 2019 endgültig verweigert.

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Der Präsident der jetzt regierenden Partei Neue Demokratie, Kyriakos Mitsotakis, hatte vor den Wahlen 2019 öffentlich versprochen, dass er diesen bestimmten Häftling, wenn er an die Macht käme, von Lockerungen und von der Strafverbüßung in Landwirtschafts-Gefängnissen ausschließen werde. Tatsächlich wurde im Dezember 2020 das Gesetz 4760/2020 veröffentlicht, in dem eine Bestimmung enthalten ist, die die Gewährung von Hafturlaub für Personen, die wegen „terroristischer“ Straftaten verurteilt wurden, sowie deren Inhaftierung in Landwirtschafts-Gefängnissen ausschließt.

Einziger Verurteilter dieser Kategorie in einem Landwirtschaftlichen Gefängnis war Koufontinas. Während der Gesetzesdebatte im Parlament wurde er namentlich als Adressat benannt. Am 21. Dezember 2020 wurde Koufontinas aus dem Landwirtschaftlichen Gefängnis in das Gefängnis Domokos verlegt, in Art einer Entführung (ohne Ankündigung, ohne Kontakt mit seiner Familie aufnehmen zu können und ohne Zeit zu haben, seine persönlichen Sachen zu packen und sich zu verabschieden). In Domokos wurde er mit anderen Gefangenen in eine erstickend kleine Zelle gesperrt, in der er weder Raum und Zeit für sich selbst hatte und das Rauchen und die anderen Bedürfnisse der Mithäftlinge aushalten musste. So durchlebte Dimitris Koufontinas, jetzt 63 Jahre alt, eine dramatische Verschlechterung seiner Haftbedingungen.

Polizeistaatsmethoden

Die Willkür staatlichen Handelns im Fall Koufontinas erkennt man daran, dass diese Überstellung in ein anderes Gefängnis sogar gegen die Bestimmungen des jüngsten nur gegen ihn gerichteten Gesetzes verstieß. Denn nach diesem Gesetz hätte er nach Korydallos zurückgebracht werden müssen, wo er die vorherigen 16 Jahre inhaftiert war. (Das ist übrigens auch das Gefängnis in der Nähe des Wohnorts seiner Familie.)

Das zuständige Ministerium erließ dazu einen Verwaltungsakt mit einer vollständig unwahren Behauptung. Demnach sei er nach Korydallos und sodann mit einer neuen Entscheidung nach Domokos verlegt worden – was nicht stimmt; er kam nie in Korydallos an. Offenbar wollte der Minister der Verlegung in das andere Gefängnis zumindest den Anschein gesetzesmäßigen Vorgehens geben. Dass er dafür dreist lügen musste, war ihm offenbar egal.

Ein Teil der Öffentlichkeit reagierte jedoch auf diese Lügen mit Unverständnis und Nachfragen, so dass sich das Ministerium zu einer weiteren Stellungnahme gezwungen sah. Diese unterschied sich von der ersten nur insofern, als die damaligen Lügen durch neue ersetzt wurden. So ist darin zu lesen, dass die Verlegung nach Domokos auf einem Beschluss des zuständigen Gefängnis-Gremiums vom 4. Januar 2021 beruhe; die Verlegung erfolgte aber bereits am 21. Dezember 2020 (s. o.). Post-truth politics, Trump hat es vorgemacht.

Aus dem politischen Kontext des Falls geht hervor, dass Koufontinas’ Verlegung auf die Rachsucht der Familie Mitsotakis-Bakoyannis und den Druck der US-Botschaft zurückzuführen ist. Mitglieder der derzeitigen Regierung hatten bereits früher angekündigt und sich darauf festgelegt, die Haftbedingungen dieses bestimmten Gefangenen zu verschlechtern. Dafür wurde das „Koufontinas-Gesetz“ erlassen.

Auch dieses Gesetz scheint jedoch der Familie und der Botschaft nicht genug zu sein. Er durfte nicht nach Korydallos zurück verlegt werden, sondern musste nach Domokos, um die Strafe innerhalb der Strafe erniedrigend und unerträglicher zu gestalten. Dafür wurde gegen die Gesetze verstoßen, sogar gegen diejenigen, die sowieso nur erlassen wurden, um die Bedingungen von Koufontinas’ Strafverbüßung zu verschlechtern. Das ist selbst für Griechenland ein wohl beispielloser Fall willkürlichen Eingriffs in das Rechts- und Justizsystem. Besonders widerlich ist, dass dieser Eingriff aus Gründen der persönlichen Rache einer politisch mächtigen Familie und der US-Botschaft erfolgte.

Hunger- und Durststreik

Nach der bewusst unrichtigen Bestätigung des Ministeriums beschloss Dimitris Koufontinas, gegen all diese ausschließlich gegen ihn gerichteten Methoden zu protestieren und zu fordern, nach Korydallos verlegt zu werden, so wie das jüngst ergangene Gesetz es vorsieht. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, trat er in den Hungerstreik. Heute (22. Februar 2021) ist der 46. Tag seines Hungerstreiks, er ist völlig abgemagert, kann sich nicht mehr bewegen, kann kaum noch sprechen, kann nicht mehr selbständig trinken und hat teilweises Nierenversagen. Er wurde am 17. Februar in die Intensivabteilung des örtlichen Krankenhauses verlegt.

Koufontinas hat heute erklärt, dass er die weitere Zuführung von Flüssigkeit durch den Tropf ablehne. Da er nicht mehr selbständig trinken kann, bedeutet das den Beginn eines Durststreiks. Das bedeutet, dass, wenn die Regierung nicht einlenkt, Dimitris Koufontinas in drei, vier, maximal fünf Tagen sterben wird.

Natürlich gab es gegen diese Behandlung von Koufontinas Proteste in der griechischen und auch der außergriechischen demokratischen Öffentlichkeit. Es haben sich Politiker, Intellektuelle, Kunstschaffende und Wissenschaftler zu Wort gemeldet. Auch im Fall Koufontinas kommt der Regierung zupass, dass sie Presse, Fernsehen und andere Medien zu Beginn der Corona-Krise weitgehend gleichgeschaltet hat. Das hat sie allerdings nicht durch Repression erreicht, sondern durch viel Geld, mit dem Vorwand, es handele sich um Zuschüsse für die Corona-Kampagne „Wir bleiben zuhause“. (Die Liste der Empfänger mit den auf die einzelnen Medien entfallenden Beträgen ist im Juni 2020 von der Regierung bekannt gegeben geworden.) Es gibt nur noch eine einzige größere regierungskritische Tageszeitung und einen Radiosender, aber keinen einzigen kritischen TV-Kanal mehr. Fast alle Medien sind heute auf Regierungskurs.

Ergebnis dieser Gleichschaltung: Obwohl die Politiker, Intellektuellen, Kunstschaffenden und Wissenschaftler klargestellt haben, dass sie weder mit den politischen Ansichten von Koufontinas und schon gar nicht seinen Taten übereinstimmen, werden sie von den regierungstreuen Medien als Terroristen-Unterstützer gebrandmarkt. Dass dies teilweise nicht zur Isolierung der Protestierenden führte, sondern noch mehr Menschen dazu brachte, die vollständig mit dem geltenden Recht in Übereinstimmung stehende Forderung von Koufontinas’ Verlegung nach Korydallos zu unterstützen, gereicht allen Unterschreibenden zur Ehre.

Das ist umso wichtiger, da die Regierung alle öffentlichen Proteste zu unterdrücken versucht. Protestdemonstrationen auf der Straße wurden und werden entweder gar nicht erst zugelassen, weil die gesamte Innenstadt von Athen voll von Polizei und der Kundgebungsplatz weiträumig abgesperrt ist. Gruppen von Protestierenden werden innerhalb von wenigen Minuten auseinandergeknüppelt beziehungsweise mit Tränengas eingenebelt. Gesetzwidrig, verfassungswidrig – es schert die Regierung nicht. Wie wir schon am 17. November und 6. Dezember gesehen haben, haben wir es unter der ND-Regierung mit Polizeistaatsmethoden zu tun. Die griechische Regierung hat sich viel von Ungarn und der Türkei abgeguckt und kann das Gelernte jetzt während des Lockdowns ohne viel Widerstand anwenden. Sozial- und Rechtsstaat werden mehr und mehr abgeschafft, Polizeierlasse treten an Stelle der sozialen Für- und Vorsorge und der geltenden Gesetze. Die gleichgeschalteten Medien spenden Beifall. So hat sich Griechenland in den letzten Jahren zu einer totalitären (parlamentarischen) Demokratie entwickelt.

Achim Rollhäuser ist Aktivist und Anwalt. Er lebt seit 1990 abwechselnd in Deutschland und Griechenland

[Croatia] Repression against human rights defender & acticists in Zaghreb and Croatia

The following Text is a cross post. Originally it was written and published by activist of Frontline Defenders: https://www.frontlinedefenders.org/en/case/pressure-family-member-migrant-rights-defender-tajana-tadic
As an anti-repression campaign we want to express our solidarity with all political activists in Croatia and everywhere of course who are fighting against the racist, highly violent and deadly European border regime. The case of Tajana and her partner is showing how the authorities are again and again trying to intimidate, controll and opress (practical) solidarity and resistance! Solidarity will win!

Croatia: Pressure on family member of migrant rights defender Tajana Tadi

30 October 2020Croatia:

Pressure on family member of migrant rights defender Tajana TadićOn 5 November 2020, the appeal hearing into the case of the partner of migrant rights defenderTajana Tadić, is scheduled to take place at the Administrative Court of Zagreb. The appealconcerns a decision issued by the Ministry of Interior on 11 May 2020 to revoke his refugee status,which was granted in 2018.Tajana Tadić is a program manager with Are You Syrious (AYS), a human rights organisationcreated in 2015 in Croatia supporting migrants on the Balkan migration route. AYS providesmigrants with legal aid and psyco-social support, runs integration programs for children and adults,produces reports and analysis denouncing violent pushbacks and other illegal practices by theauthorities, and contributes to the reshaping of policies through advocacy work. AYS is part of theBorder Violence Monitoring Network, which in January 2020, published its first annual reportalledging torture of asylum seekers by Croatian authorities at EU external borders.Her partner is an Iraqi citizen who arrived in Croatia on 26 April 2017 and was granted refugeestatus on 7 September 2018. The pair met at AYS during his asylum application process. He hasbeen volunteering with AYS, assisting asylum seekers with translation and taking part in theeducational and integration programs of the NGO.On 5 November 2020, the Administrative Court of Zagreb will deliver a decision on the appeal ofTajana Tadić’s partner against the revokation of his refugee status. The Ministry of Interior initiallyrevoked his refugee status on 11 May 2020 on allegations that he represents a “threat to nationalsecurity”. Neither he nor his attorney have been given access to a part of his file which has beenclassified as “secret”, after the Ministry of Interior objected to their requests.Tajana Tadić’s partner has been harassed by police on multiple occasions in relation to the womanhuman rights defender’s activities for the protection of migrant rights. On 9 October 2019, hereceived a phone call summoning him to the police station at Petrinjska Street No. 30 for aninterview allegedly concerning “the register of persons who have entered the Republic of Croatia”.On 10 October 2019, he arrived to the police station where he was questioned, among otherthings, about his relationship with Tajana Tadić, people who he met in the Centre for AsylumSeekers, as well as some people he’s not acquainted with. In addition, content on his mobile phonewas checked by a police officer, without a warrant. During the interview, he was asked by a policeofficer to meet informally at a cafe and was told that he should help police by providing them withinformation about other refugees. When he refused, the police officer reportedly started to threatenhim with revocation of his refugee status, and deportation to Iraq. Following the interrogation, thepolice officer confiscated his residence permit despite the fact that such an action was illegal, andreturned it only after Tajana Tadić’s intervention. AYS and Tajana Tadić have been targetted by Croatian authorities since 2018, when the Minister ofthe Interior, Davor Božinović, sent a written reply to Member of Parliament Peđa Grbin to hisquestion about the circumstances surrounding the death of Madina Hussiny, a six-year old Afghangirl, at the Croatia-Serbia border. In the letter, the Minister accused AYS of encouraging illegalmigration to Croatia. The statement by Minister Božinović was reported by numerous media,seriously damaging the reputation of the NGO. Not long after its publication, AYS was subjected tojudicial harassment,where the Ministry of Interior implicitly sought to ban the work of AYSassociation.

In 2018, AYS were been subjected to several instances of police harassment, police questioning ofstaff members and beneficiaries and vandalism of its premises. On 17 April 2018, the eveningbefore a press conference hosted by AYS and the Centre for Peace Studies on police pressure andintimidation, police officers arrived at the private address of Tajana Tadić’s parents. Theysummoned Tadić to an interview with officers from theCroatian National Police Office forSuppression of Corruption and Organised Crime scheduled to take place at the same time as thepress conference. The interview was linked to a case filed by Madina Hussiny’s family againstunidentified perpetrators in the ranks of the Croatian police, accusing them of death by negligence.Front Line Defenders believes that the revocation of Tajana Tadić’s pertner’srefugee status may bein retaliation for her peaceful and legitimate human rights work. Front Line Defenders is deeplyconcerned by the apparant lack of a safe and enabling environment for migrant rights defenders inCroatia, who face judicial harassment and stigmatisation for their legitimate human rights activities.Front Line Defenders urges the authorities in Croatia to:1.Immediately reverse the revokation of the refugee status of Tajana Tadić’s partner, as it isbelieved to be linked to his connection with the migrant rights defenders movement inCroatia;2.Take measures to ensure that government officials or other public figures refrain frommaking statements or declaration stigmatising the legitimate work of human rightsdefenders;3.Guarantee in all circumstances that all human rights defenders in Croatia are able to carryout their legitimate human rights activities without fear of reprisals and free of allrestrictions, including judicial harassment.