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[Moria35] Der Fall der Moria35 auf Lesbos (Griechenland)

Staatliche Repression gegen den Protest von Geflüchteten an den Außengrenzen der EU – Der Fall der Moria35 auf Lesbos

Die Situation in Griechenland

Während sich die Situation für Geflüchtete in Griechenland in den letzten Jahren generell größtenteils verschlechtert hat und die Lebenssituation der Menschen in Griechenland geprägt ist von der menschenverachtenden Austeritätspolitik der EU, sitzen nun nach der Militarisierung und gewaltsamen Schließung der Balkanroute 2016 zusätzlich über 60.000 Menschen in Griechenland fest. Durch die Migrationspolitik der EU, wie dem EU-Türkei-Deal, und der griechischen Syriza-Regierung kommt es zu einer zunehmenden Militarisierung und Repression gegen Geflüchtete und Aktivist*innen. Mehrfach wurde das Asylrecht verschärft, in den überfüllten, griechischen Camps fehlt es meistens an medizinischer Grundversorgung, Versorgung mit Alltäglichem wie Nahrungsmitteln, sowie sanitären Anlagen. Viele Lager bestehen aus abgelegenen, ehemaligen Industriehallen oder Zeltstädten, die in keinster Weise für den Winter ausgelegt sind. Hinzu kommt die gewaltvolle Behandlung seitens der Polizei, dem Militär und Securities. Viele Camps gleichen mittlerweile Gefängnissen. Besonders stechen die sogenannten „Hot-Spots“ auf den Inseln Chios, Lesbos und Samos heraus, die seit dem EU-Türkei-Deal für Geflüchtete zu einer Sackgasse geworden sind. So sitzen aktuell über 15000 Menschen auf den Inseln fest – allein über 6000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen im Camp Moria auf Lesbos, das für 1500 Personen ausgelegt ist. Teilweise sind die Menschen seit über zwei Jahren dort. Immer wieder protestieren die dort inhaftierten Menschen mit u.a. Hungerstreiks gegen die Bedingungen in diesen „offenen Gefängnissen“ und für eine Weiterreise. Diese Proteste werden durch Polizei und Militär größtenteils gewaltsam beendet, die Beteiligten monatelang inhaftiert oder abgeschoben.

Der Fall der Moria35

Den zweiten Tag in Folge hatten Protestierende am 17. Juni 2017 vor dem „Europäischen Unterstützungsbüro für Asylanfragen“ im Camp Moria auf Lesbos einen friedlichen Sitzstreik abgehalten. Sie protestierten gegen die unmenschlichen Bedingungen im Camp und forderten Bewegungsfreiheit für diejenigen, die schon mehr als 6 Monate auf der Insel festgehalten wurden. Nach diesem Protest kam es zu Zusammenstößen zwischen einigen Protestierenden und der griechischen Polizei. Einen Tag später, am Dienstag, den 18. Juli 2017, stürmte die Polizei einen Teil des Camps und verhaftete 35 Geflüchtete. Bilder und Videos zeigen, wie brutal die Polizei dabei vorging und gefesselte Menschen mit Stöcken und Stiefeln schlug. Viele der Verhafteten waren beim Protest am Tag vorher gar nicht anwesend, was darauf schließen lässt, dass die 35 Menschen aufgrund ihrer Nationalität, ihres Aussehens und des Aufenthaltsortes im Camp während des Polizeieinsatzes verhaftet wurden – 34 der 35 Verhafteten waren schwarz. Viele der Verhafteten berichteten von Polizeigewalt während der Verhaftung und im Polizeiarrest, eine Person musste ins Krankenhaus, andere benötigten medizinische Versorgung.

Bei den Anhörungen am 21. und 22. Juli wurden gegen 31 der 35 Verhafteten Vorwürfe von Brandstiftung, versuchte Körperverletzung, Widerstand, gewalttätige Auseinandersetzung, Beschädigung privaten Eigentums und Störung der öffentlichen Ordnung erhoben. Aufgrund dieser Vorwürfe drohen den Angeklagten nun hohe Haftstrafen und der Ausschluss vom Recht auf internationalen Schutz. Dreißig der Angeklagten wurden trotz ernsthafter körperlicher und psychischer Probleme in Untersuchungshaft genommen und in Gefängnisse in Athen und auf Chios gebracht.

Der aktuelle Stand

In den darauffolgenden Monaten wurden im Lager Moria weitere zwei Personen festgenommen, gegen welche die gleichen Vorwürfe erhoben werden. Ihr Verfahren soll mit dem der anderen 35 Angeklagten zusammengelegt werden.  Am 13. Dezember 2017 wurde die Untersuchungshaft der Angeklagten um weitere 6 Monate verlängert. Sieben Angeklagte wurden unter Auflagen freigelassen, sie dürfen Lesbos aufgrund der Anklage allerdings nicht verlassen. Da ihr Asylantrag endgültig abgelehnt wurde, haben sie kaum Zugang zu medizinischer und humanitärer Versorgung. Der erste Prozesstermin wurde nun auf den 20. April 2018 festgesetzt. Das Legal Center Lesbos hat eine Crowdfunding-Kampagne zur finanziellen und anwaltlichen Unterstützung der Angeklagten gestartet und ruft mit anderen Gruppen u.a der No Border Kitchen Lesbos zur Solidarität auf.

Zur Kampagne: Die „You can`t evict Solidarity“-Kampagne besteht aus unterschiedlichsten Menschen aus Griechenland und Deutschland und organisiert finanzielle Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit zu Prozessen und Repression aus antirassistischen Kämpfen entlang der Balkanroute.

Aktuelle Infos zum Fall und Kontakt auf dem Blog unter www.cantevictsolidarity.noblogs.org

Spendenverbindung:

Rote Hilfe e.V./ OG Hannover
IBAN: DE42 4306 0967 4007 2383 57
BIC: GENODEM1GLS
Betreff: Cant evict Solidarity

 

 

Radiobeitrag zur Kampagne im Stadtradio Göttingen vom 4. März 2018

An diesem Sonntag, den 4. März 2018 wurde von 11.00 bis 12.00 Uhr im Stadtradio Göttingen der Beitrag “Still in Solidarity – Antirepressionsarbeit auf der Balkanroute” gesendet.

In der Sendung berichten drei Aktivist*innen der “You can`t evict Solidarity”-Kampagne von der aktuellen Situation für Geflüchtete sowie Unterstützungsstrukturen in Ungarn, Serbien und Griechenland.
Es gibt ein Interview mit einer ungarischen Aktivistin, die vom Gerichtsprozess gegen Ahmed H. der Röszke11 in Szeged (Ungarn) erzählt sowie Informationen zum Fall der Moria35 und der Repression auf Lesbos (Griechenland). Dazu gibts Musik (HipHop) aus Serbien, Griechenland und mehr.
Viel Spaß damit!

Die Sendung gibts hier oder nochmal kommenden Sonntag (11. März 2018) von 11.00 bis 12.00 Uhr auf 107,1 oder als Livestream auf www.stadtradio-goettingen.de.

Für mehr Infos checkt:
www.stadtradio-goettingen.de/programm

[Lesbos] Aufruf zur Verhinderung von Ibrahims Abschiebung in die Türkei

Rettet Ibrahim vor der Abschiebung und Inhaftierung!



Ibrahim (Name geändert) ist seit über einem Jahr als Geflüchteter aus
Pakistan auf der Insel Lesbos. Aufgrund der katastrophalen
Lebensbedingungen auf Lesbos und Asylchancen von nur ca 2% für
PakistanerInnen – trotz der realen Bedrohungen in Pakistan – entschied
er sich für die sogenannte „freiwillige Rückkehr“. Er wurde in der Folge
monatelang auf dem griechischen Festland inhaftiert und wartete im
Gefängnis auf seine Ausreise – doch Pakistan wollte ihn nicht
zurücknehmen und er wurde zurück auf Lesbos gebracht, wo er über Monate
solidarisch mit der No Border Kitchen arbeitete und für andere
Geflüchtete kochte.

Nun wurde Ibrahims Asylantrag im Rahmen der unfairen fast-track border
procedure des EU-Türkei Deals abgelehnt und sein Berufungsverfahren
ebenso. (Die Chance das Berufungsverfahren in erster Instanz zu gewinnen
liegt bei weniger als einem Prozent – seit auf Druck der EU die
griechischen Berufungskomitees ausgetauscht wurden.)

Ibrahim soll jetzt in die Türkei abgeschoben werden. Dort wird er erneut
inhaftiert – bis zu zwölf Monate. Dann werden die meisten Menschen von
der Türkei in ihr Herkunftsland abgeschoben. Doch Pakistan will Ibrahim
nicht zurücknehmen, vielleicht muss er also noch länger in den
katastrophalen Zuständen der türkischen Abschiebegefängnisse ausharren.

Dies muss verhindert werden! Ibrahim will die Entscheidung erneut
anfechten, vor dem griechischen Verwaltungsgericht. Das geht nur mit
einem Anwalt. Insgesamt kostet ihn dieses Verfahren 1000 Euro, was er
sich nicht leisten kann. Ein Freund sammelt Spenden für ihn auf
folgendes Konto:



Marian Borschel

IBAN: DE79 4306 0967 4081 2193 00

Verwendungsweck: Lawyer Badshah

[Lesbos] Informationen zu den Moria 35

Einige Menschen sind schon seit 20 Monaten auf den Inseln gefangen und
den winterlichen Wetterbedingungen in Lagern hinter Stacheldraht in
notdürftigen Zelten und Containern ausgesetzt.

Seit dem EU-Türkei-Deal wird ein Großteil der Schutzsuchenden in
Verfahren abgelehnt, denen es nach Einschätzung des „Europäischen
Zentrums für Verfassungs- und Menschenrechte“ an „grundlegenden
Standards der Fairness“ mangelt. Zudem sind Geflüchtete, die sich
politisch gegen die Zustände vor Ort engagieren, in vielen Fällen
extremer Polizeigewalt ausgesetzt.

Darum im Folgenden zwei Anliegen zur Unterstützung von Menschen gegen
Polizeiwillkür und unfaire Asylverfahren:



- Widerstand gegen einen politischen Schauprozess –

Kampf gegen willkürliche Verurteilungen von Asylsuchenden

Am 17. Juli 2017 starteten Asylsuchende auf Lesbos friedliche
Demonstrationen und einen Sitzstreik vor dem „Europäischen
Unterstützungsbüro für Asylanfragen“ im Lager Moria. Sie forderten, dass
alle Menschen, die länger als sechs Monate im Lager festgehalten wurden,
auf das griechische Festland weiterziehen können.



Die Polizei schlug die Proteste brutal nieder, zahlreiche Menschen
mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden,
andere wurden auf der Basis von racial profiling festgenommen und
schließlich wieder freigelassen.

Doch 35 Personen wurden vor Gericht gestellt, obwohl einige von ihnen
nicht einmal an den friedlichen Demonstrationen beteiligt waren. Seit
Juli sind sie inhaftiert und erwarten nun ihre Strafprozesse. Eine
Verurteilung kann zum Abbruch ihres Asylverfahrens und zu jahrelangen
Gefängnisstrafen führen.

MitarbeiterInnen des Legal Centres Lesbos, die als Freiwillige unbezahlt
auf Lesbos arbeiten, haben ihre Fälle nachverfolgt und verhindern, dass
die Betroffenen verteidigungslos verurteilt und abgeschoben werden.
Dafür brauchen sie dringend Unterstützung und sammeln in einem
Crowdfunding Geld:

http://www.legalcentrelesbos.org/2017/12/13/crowdfunding-help-us-defend-35-refugees-denied-of-their-human-rights/

Zu weiteren Hintergründen hier ein sehr gutes Video von Matthew Cassel:

https://theintercept.com/2017/08/09/asylum-seekers-face-police-violence-lesbos-greece-moria-camp/

Und Berichte vom Legal Centre, Amnesty International und der No Border
Kitchen:

http://www.legalcentrelesbos.org/2017/07/30/free-the-moria-35/
https://noborderkitchenlesvos.noblogs.org/post/2017/07/30/749/
https://www.amnesty.org/en/documents/eur25/6845/2017/en/

[Lesbos] Verfahren gegen die Moria35

MORIA35

Im Juli 2017 kam es zur Verhaftung von 35 Personen (nach Hautfarbe und Nationalität) nach einem friedlichen, großen Protest im Lager Moria auf Lesbos (Griechenland) auf den es gewalttätige Angriffe durch die Polizei gab; seitdem sitzen die Angeklagten im Gefängnis. Ihnen drohen jeweils 10 Jahre Haft und Entzug allen asylrechtlichen Schutzes. Es gibt aktuell eine Crowdfunding-Kampagne vom Legal Center Lesbos mit der Geld für Anwälte zur Unterstützung der Betroffenen gesammelt werden soll.

Mehr aktuelle Infos gibts auf dem Blog und hier: https://www.facebook.com/freemoria35/

Im Folgenden dokumentieren wir den Aufruf des Legal Center Lesbos:

Help Legal Centre Lesbos Crowdfund to Secure Justice for the Moria 35

Legal Centre Lesbos is urgently raising funds to provide effective legal defence for Refugees facing criminal charges following a peaceful protest in Moria Detention camp on Lesvos, Greece. Help them defend their human rights.

About the campaign

On 18 July 2017, police violently raided the overcrowded open-air Moria Detention camp on the island of Lesbos in Greece, arbitrarily arresting 35 individuals – the vast majority of African-origin or descent.  This, in response to a peaceful protest earlier that day by Refugees of all nationalities for freedom of movement and against inhumane camp conditions, which was also met by police brutality, outside the EU Asylum Office. Many of those arrested were not even present at the protest.

To highlight the seriousness of this case and the extent of police violence, Amnesty International have called on Greek authorities to immediately investigate excessive use of force amounting to possible torture.  An investigation has now been opened into dangerous bodily harm committed by unknown police officers.

The Moria 35 each face criminal charges which may lead to up to 10 years in prison, exclusion to the right to international protection and deportation to countries they fled.

Who are Legal Centre Lesbos and how can we all help?

Legal Centre Lesbos works on the expertise of a small International and Greek team of professionals and volunteer international lawyers and law students.  Hosted in the Mosaik Refugee Support centre in Lesbos, we provide free Refugee legal support.  We are not government funded and every resource goes towards those at the heart of our project.

Having represented 34 of the 35 defendants at their initial hearings, Legal Centre Lesbos led the creation of a criminal defence team of Greek lawyers, continues to represent six defendants, and is now helping to coordinate the work of the criminal defense team. The trial is expected for early 2018.  We are urgently raising funds to cover the costs of legal representation, associated administrative and court fees and a team of independent trial observers to ensure international oversight and accountability in this highly politicised trial.

With limited time remaining we must urgently raise £10,000 to help achieve justice for the Moria 35.

Please consider donating to help us achieve the target.
We also need you to share:  Be our voice!

CityPlazaAthen: In Bezugnahme auf die Gerüchte um eine immanente Räumung von Flüchtlingsamps und die Eskalation der Anti-Flüchtlingspolitik

http://solidarity2refugees.gr/regarding-rumors-imminent-ev…/

In Bezugnahme auf die Gerüchte um eine immanente Räumung von
Flüchtlingsamps und die Eskalation der Anti-Flüchtlingspolitik
SCHLIESST DIE CAMPS DER SCHANDE, NICHT DIE SQUATS ZUR UNTERBRINGUNG VON
GEFLÜCHTETEN

Es scheint als sei der Angriff der Regierung auf squats zur
Unterbringung von Geflüchteten eskaliert. Nach der Räumung der besetzten
Häuser in Thessaloniki im Sommer, wurden der refugee squat Alkiviadou
und die Villa Zografou ebenfalls vor ein paar Wochen geräumt. Nach den
Aussagen des Ministers für öffentliche Ordnung der letzten Woche, Nikos
Toskas, bezüglich der Räumung besetzter Häuser, die zur Unterbringung
von Geflüchteten genutzt werden, zirkulierten Gerüchte, die eine weitere
Stufe einer neuen Runde von Angriffen einleiten.

Statt zu planen Festnahmezentren für Geflüchtete zu schließen, die
Apartheid zwischen griechischem Festland und den Inseln zu beenden und
festsitzende Geflüchtete in den Städten würdevoll unterzubringen,
beschleunigt die Regierung Maßnahmen gegen die festsitzenden
Geflüchteten, bereitet die Öffnung weiterer Festnahmezentren und
Massenrücksendungen vor, und, um eine “Politik der Abschreckung” zu
implementieren, organisiert die Regierung ein völlig autoritäres
neoliberales Programm gegen die festsitzenden Geflüchteten und ist dabei
ein begeisterter Implementierer des EU-Türkei Abkommens der Schande.

Wir sind uns sicher, dass der geplante Angriff auf die squats zur
Unterbringung von Geflüchteten Teil genau dieser Anti-Flüchtlings -und
Anti-Migrationspolitik ist. Dies ist weder eine Ausnahme, noch eine
Ablenkung. Es ist völlig logisch, dass eine Regierungspolitik, die
Geflüchtete als Feinde darstellt, jetzt eine Politik der Feindschaft
gegen alle Beispiele des menschenwürdigen Wohnens einsetzt.
Selbstverständlich ist das eine Weiterführung der allgemeineren
Anti-grassroots Politiken der Regierung.

Als Refugee Accommodation Space City Plaza sind wir strikt gegen diese
rassistische Politik und sind nicht gewillt einen Schritt zurück zu
machen im Kampf für Würde, soziale Integration und Gleichheit, dem
Zusammenleben zwischen locals und Menschen aus anderen Ländern,
Solidarität mit allen, die vor Krieg und Armut fliehen, von Syrien zum
Senegal und von Afghanistan nach Marokko. Über den Zeitraum eines Jahres
hinweg organisierten über 1500 Geflüchtete sowie hunderte lokale und
internationale solidarische Menschen ein Modell für soziale
Selbtorganisation und multi-ethnisches Zusammenwohnen. Ein verlassenes
Hotel in Archanon ist ein Zentrum für Kampf und Solidarität auf
internationaler Ebene.

Wir fordern nichts weiter als die Bewegungsfreiheit von Menschen,
menschenwürdiges Wohnen, das Gewähren von Asyl, Gleichheit und Freiheit
für alle Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen und hier angekommen
sind. Wir akzeptieren nichts anderes.

Wir sind hier und wir bleiben hier! Denkt nicht mal dran…
Refugee Accommodation Space City Plaza
Athen, der 3. April 2017