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Wir hören nicht auf! – Zwischenstand und Bericht zur Kampagne „You can‘t evict Solidarity“ im Juli 2017 – Ein Jahr nach der Räumung von besetzten Häusern in Thessaloniki (Griechenland)

Die Kampagne „You can`t evict Solidarity“ wurde von Menschen, die auf der Balkanroute aktiv sind, nach den Räumungen von besetzten Häusern in Thessaloniki im letzten Sommer gemeinsam gestartet, in der sie sich für grenzenlose Solidarität mit den migrantischen Häuserkämpfen in Griechenland und anderswo einsetzen. Mit der Kampagne soll Öffentlichkeit für das Thema und für die Repression geschaffen, sowie Geld zur Unterstützung der angeklagten Besetzer*innen in Prozessen und für Projekte vor Ort gesammelt werden, sowie Vernetzung zwischen Aktiven stattfinden. 1 Jahr nach dem Start ziehen die Menschen in der Kampagne ein Fazit.

Der Start der Kampagne im Sommer 2016

Im Juli 2016 wurden in Thessaloniki in Griechenland die von Geflüchteten und anderen Aktivist*innen besetzten Häuser „Orfanotrofeio“, „Nikis“ und „Hurriya“ von der Polizei nach Anordnung der dortigen Syriza-Regierung und der griechischen Kirche geräumt. Dabei und bei folgenden Protestaktionen gegen die Räumungen wurden über 100 Menschen verhaftet. Viele der dort lebenden Geflüchteten wurden in Militärcamps gebracht. Einige Tage später, im Juni und August 2016, wurden in Gerichtsprozessen die ersten Menschen zu hohen Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Die meisten von uns waren auf dem zuvor stattfindenden No Border Camp in Thessaloniki, wo erste Kontakte geknüpft wurden. Nach den Räumungen haben wir  uns gemeinsam mit Betroffenen entschlossen, uns zusammenzuschließen, um  Geld für die anfallenden Prozesskosten zu sammeln, Öffentlichkeit für die Räumungen zu schaffen und gleichzeitig die migrantischen Häuserkämpfe zu unterstützen. Deshalb ist ein Ziel der Kampagne, weitere solcher Orte auch in Deutschland  zu unterstützen und aufzubauen. Dass dies nach wie vor wichtig ist zeigen die jüngsten Fälle von Repression gegen die solidarische Bewegung in Griechenland.

Was in Griechenland seitdem passiert ist…

Während die Situation für Geflüchtete in Griechenland sich in den letzten Jahren größtenteils verschlechtert hat und die Lebenssituation der Menschen in Griechenland geprägt ist von der menschenverachtenden Austeritätspolitik der EU, sitzen nun nach der Militarisierung und gewaltsamen Schließung der Balkanroute zusätzlich über 60.000 Migrant*innen in überfüllten, griechischen Camps fest. In diesen Camps fehlt es meistens an medizinischer Grundversorgung, Versorgung mit Alltäglichem wie Nahrungsmitteln, sowie sanitären Anlagen. Viele Lager bestehen aus abgelegenen Industriehallen oder Zeltstädten. Hinzu kommt auch stetige Diskriminierung seitens der Polizei, dem Militär und Securities. Durch die Migrationspolitik der EU, wie dem EU-Türkei-Deal, und der griechischen Syriza-Regierung kommt es zusätzlich zu einer zunehmenden Militarisierung und Repression gegen Geflüchtete und Aktivist*innen. Viele Camps gleichen mittlerweile Gefängnissen, wie die sogenannten „Hot-Spots“ auf den Inseln Chios, Lesbos und Samos, die für Geflüchtete zu einer Sackgasse geworden sind.

Aus diesen Gründen wurden und werden nicht nur in Thessaloniki sondern auch in Athen und anderen griechischen Städten Häuser besetzt und von Geflüchteten und anderen Aktivist*innen genutzt, da sie die Möglichkeit bieten ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der staatlichen Lager, jenseits von staatlicher Gewalt und jenseits von sexistischen, rassistischen und nationalistischen Kategorien zu führen. Die Häuser sind ein Ort für politische Vernetzung, Selbstorganisation gegen das EU-Grenzregime, sowie   Orte der Solidarität und der gegenseitigen Unterstützung, auch durch die griechische Bevölkerung. Damit bilden sie wirkungsvolle Alternativen zu staatlichen und kapitalistischen Repressalien. Das bekannteste von diesen Hausbesetzungen dürfte das ehemalige Hotel „City Plaza“ in Athen sein, in dem über 400 Menschen gemeinschaftlich und solidarisch leben. Auch hier in Deutschland und auf der Balkanroute gibt es mehrere dieser Freiräume und Bestrebungen neue zu schaffen – wie die OM10 in Göttingen oder die besetzten Lagerhallen in Belgrad.

Statt nun die unmenschliche Situation von Geflüchteten zu verbessern setzt die griechische Regierung weiter auf Repression als verzweifelter Versuch eine kraftvolle internationale Solidaritätsbewegung zu zerschlagen. So ließ die Regierung im März 2017 die Geflüchteten-Besetzung „Alkiviadou“ und die Hausbesetzung „Villa Zografou“ in Athen räumen und 200 Menschen, die dort lebten, festnehmen. Dies mit der Ansage des Ministers für öffentliche Ordnung, Nikos Toskas, die Räumung besetzter Häuser, die zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden, voranzutreiben, was die baldige Räumung weiterer Orte wie des „City Plaza“ befürchten lässt. Als Reaktion darauf gingen Ende März tausende Menschen in Athen auf die Strasse und zeigten ihre Solidarität. Im April kam es daraufhin zu Räumung einer weiteren geflüchtetensolidarischen Besetzung in Thessaloniki, dem „Albatros“, das nach den letzten Räumungen in Thessaloniki im Sommer 2016 entstanden war. Hier wurden 22 Menschen verhaftet und stehen nun am 15. Dezember 2017 vor Gericht, darunter auch Menschen ohne Papiere. All diese Räumungen wurden in Griechenland in den Gerichten und auf den Strassen von Protesten hunderter solidarischer Menschen begleitet.

Was ist eigentlich los auf der Balkanroute?

Grundsätzlich beobachten wir nicht nur in Griechenland, dass die staatliche Politik gegenüber Menschen auf der Flucht, gegenüber Unterstützer*innen und gegenüber Alternativen zu staatlicher Migrationskontrolle immer repressiver wird. Dies war auch schon vor dem sogenannten „Sommer der Migration“ 2015 so, nun werden aber an den militarisierten Grenzen Flüchtende erschossen, wie vor einigen Monaten an der Grenze zwischen Bulgarien und Serbien, und mit Gewalt am Grenzübertritt gehindert. In Ungarn wurde Ahmad H., einer von elf im September 2015 im ungarischen Röszke verhafteten Geflüchteten (Röszke11), im November zu 10 Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde in der nächsten Instanz am 15 Juni 2017 gekippt, der Prozess wird komplett neu aufgerollt, Ahmad ist weiter in Haft. Die Anklage lautet auf Terrorismus und illegalen Grenzübertritt. Er und die anderen wurden bei Protesten an der ungarisch-serbischen Grenze willkürlich aus der Menge heraus verhaftet. Gleichzeitig nehmen immer noch viele Menschen diesen gefahrvollen Weg auf sich und sitzen daraufhin in „Hotspots“ auf griechischen Inseln und in Serbien fest und wohnen teilweise auf der Straße oder werden illegal abgeschoben. Aus der Not besetzte Häuser werden geräumt, wie besetzte Lagerhallen in Belgrad dieses Frühjahr, und solidarische Aktivist*innen werden als Schleuser*innen verhaftet, wie z.B. im Herbst 2016 in Kroatien.

Was ist von uns an Unterstützung passiert und was steht aktuell und in der Zukunft für die Kampagnenarbeit an?

Die Kampagne ist im Herbst 2016 gestartet und wir haben bis jetzt viel Unterstützung durch solidarische Menschen bekommen, die Soli-Parties in vielen Städten organisiert haben, Geld spenden und für Öffentlichkeit sorgen. Dadurch konnten bereits mehrere tausend Euro gesammelt und an Betroffene in Griechenland weitergeleitet werden, für Anwalts- und Gerichtskosten, für verhängte Geldstrafen, sowie für Öffentlichkeitsarbeit zum Thema (englische und deutsche Flyer, Aufkleber und Plakate).

Konkret sieht es in Thessaloniki so aus, dass nach den ersten Verurteilungen der Besetzer*innen des „Nikis“ im Juli 2016, nun am 13. und am 26. Januar 2017 in Thessaloniki zwei weitere Prozesstermine gegen insgesamt 82 Besetzer*innen der „Hurriya“- und der „Orfanotrofeio“-Besetzung stattfanden. Die „Orfanotrofeio“-Aktivist*innen wurden für eine Protestaktion gegen die Räumung durch die griechische Kirche wegen „Störung der Kirchenruhe“ angeklagt und nun im Revisionsprozess freigesprochen. Zusätzlich wurden am 31. Mai fünf weitere Besetzer*innen des „Orfanotrofeio“ vom Gericht von allen Vorwürfen freigesprochen. Der Prozess gegen die 58 „Hurriya“-Besetzer*innen wurde auf den 22. Juni 2017 und nun erneut auf den 8. November 2017 verschoben. Die Verhandlung der angeklagten Besetzer*innen des „Albatros“ ist nun auf den 15. Dezember 2017 angesetzt. Diese Prozesse begleiten wir hier und in Griechenland solidarisch und unterstützen dazu Betroffene in neuen Repressionsfällen, z.B. Geflüchtete, die im Camp Softex bei Thessaloniki gegen die dortigen Bedingungen protestiert haben und jetzt mit Anklagen konfrontiert sind. Zusätzlich sind in Athen nach den Räumungen der Besetzungen „Alkiviadou“ und „Villa Zografou“ weitere 200 Personen angeklagt. Auch haben wir finanziell das soziale Zentrum für Migrant*innen „Steki“ in Thessaloniki unterstützt, das zwar nicht besetzt, aber von der Schließung durch den griechischen Staat bedroht ist. Gleichzeitig zeigen die jüngsten Entwicklungen in Griechenland und die immer noch offenen Gerichtverfahren, dass die Kampagne notwendig bleibt und wir weiterhin Solidarität und Unterstützung organisieren müssen. Das bedeutet, dass wir totz begrenzten Kapazitäten bei den Mitwirkenden der Kampagne, weiterhin die Unterstützung organisieren werden. Wenn Ihr wollt, schreibt uns und macht mit: cantevictsolidarity[at]riseup.net

Mehr Infos zur Kampagne und Kontakt hier auf dem Blog unter www.cantevictsolidarity.noblogs.org.

Spendenkonto:
Rote Hilfe e.V. / OG Salzwedel
IBAN: DE93 4306 0967 4007 2383 12
BIC : GENODEM1GLS
Betreff: Cant evict Solidarity

[Röszke11] Free Ahmed H.! Trial on 15. June 2017 in Szeged

Not guilty! We demand Freedom for Ahmed!

The date for the trial against Ahmed at the second instance court is set for Thursday, 15th of June. In November 2016 Ahmed H. was sentenced to 10 years of prison for “terrorism” and “illegal border crossing” in the court of Szeged after a series of extremely biased trial hearings.

Ahmed’s trial and the show-trials against the other Röszke 11, the police violence and the harsh policy changes are supposed to state an example and create an atmosphere of fear. They are part of the Hungarian state’s increasing racist propaganda against all migrants, especially Muslims and part of the European repressive migration policies.
But freedom of movement is not a crime!
We demand Freedom for Ahmed!

The court adress is: Szegedi Ítélőtábla, Sóhordó utca 5, Szeged
…or organise a demonstration in front of your local Hungarian consulate or embassy!

More Information here: http://freetheroszke11.weebly.com/
Download the Flyer here: Flyer Freedom For Ahmed H.

 

[Röszke11] Unterstützt die Petition von Amnesty International: “Hungary: Release Ahmed H and stop abusing terrorism laws!”

Bitte diese Petition unterzeichnen und weiterverbreiten!
https://www.amnesty.org/en/get-involved/take-action/ahmed-H/

Diese Petition von Amnesty International fordert die Freilassung von Ahmed, einem der Röszke 11: Elf Geflüchtete, die 2016 in Ungarn verurteilt wurden für “illegalen Grenzübertritt” am Grenzübergang Röszke am 15. September 2015. Ahmed wurde im November 2016 als “Terrorist” zu 10 Jahren Haft verurteilt, ihm wird Anführerschaft vorgeworfen.

Weitere Infos:
Zu den Röszke 11:
http://www.akweb.de/ak_s/ak621/24.htm
http://freetheroszke11.weebly.com/

Zu Ahmeds Verurteilung:
http://www.taz.de/!5362767/
http://www.taz.de/!5357773/

Link zur Petition von Amnesty International:
https://www.amnesty.org/en/get-involved/take-action/ahmed-H/


Petitionstext:

Hungary: Release Ahmed H and stop abusing terrorism laws

Ahmed has been labelled a terrorist and jailed for 10 years after using a megaphone to call for calm during clashes at the Hungarian border.

In August 2015, Ahmed left his family home in Cyprus to go and help his elderly parents and six other family members flee Syria and find safety in Europe. One month later, they found themselves among hundreds of refugees stranded at the Hungarian border after police fenced off the crossing with Serbia.

Clashes broke out as some refugees attempted to get through. Hungary’s police responded with tear gas and water cannon, injuring dozens. Some people threw stones, including Ahmed. But news footage also clearly shows Ahmed using a megaphone to call on both sides to remain calm.

For this, a Hungarian court found him guilty of an “act of terror”, under Hungary’s extremely vague counter-terrorism laws, and sentenced him to 10 years in prison.

Does this sound like terrorism to you?

Ahmed remains in prison, separated from his wife and young daughters, waiting for an appeal hearing in the hope of being able to return to them in Cyprus.

Tell the Hungarian authorities to:

  •  Release Ahmed H and stop abusing terrorism laws.
  • Stop making statements linking migration and terrorism, which could prejudice the prosecution of Ahmed.
  • Coordinate efforts to ensure Ahmed’s swift return to Cyprus as soon
    as his appeal hearing is finished.

[Griechenland/Serbien] Kälte, Schnee, Unmenschlichkeit – und ihr lasst Häuser räumen…?

Es ist Winter und die Situation in vielen Camps in Serbien und Griechenland spitzt sich zu. Schnee und Kälte nehmen zu und tausende Menschen müssen unter unmenschlichen Bedingungen in Zelten wohnen. Gleichzeitig gehen die Regierungen gegen Unterstützer*innen vor und lassen selbstorganisierte Häuser räumen, in denen Menschen sicher, warm und menschenwürdig unterkommen könnten (wie im Juli 2016 in Thessaloniki). Anlässlich des heutigen Prozesses gegen Besetzer*innen, der im letzten Sommer geräumten Orfanotrofeio-Hausbesetzung in Thessaloniki, dokumentieren wir einen Bericht von “Ärzte ohne Grenzen” zur aktuellen Situation in Serbien und Griechenland. (zu finden auf: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/balkanroute-griechenland-fluechtlinge-eisige-temperaturen)

Griechenland/Serbien

Von Europa ausgeschlossen: In Griechenland und dem Balkan sitzen Tausende bei eisigen Temperaturen fest

 

Folge der europäischen Flüchtlingspolitik ist, dass tausende Migranten und Flüchtlinge in schlecht ausgestatteten Lagern festsitzen. Die zynisch zu nennende Vernachlässigung durch die EU und die damit einhergehende unerträgliche Situation für in Europa Schutz Suchende hat sich nun weiter verschlechtert: Vorbereitungsmaßnahmen angesichts des Winters fehlen, und die Menschen in Griechenland und den Balkanländern sitzen bei eisigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt fest.

Die Lage der Menschen, die auf den griechischen Inseln in Zelten leben, ist dabei besonders besorgniserregend. Das Gleiche gilt für die Geflüchteten, die in Belgrad in verlassenen Gebäuden leben oder weiterhin versuchen, die Grenzen auf dem Balkan zu überwinden. Ärzte ohne Grenzen hat die Behörden in Griechenland und in den Balkanländern wiederholt dazu aufgerufen, die Lebensbedingungen für den Winter zu verbessern.

Humanitäre Hilfe wurde von serbischen Behörden stark eingeschränkt

Mehr als 7.500 Menschen sind momentan in Serbien gestrandet. Sie leben in überfüllten Lagern und inoffiziellen Siedlungen.  Serbien hat zugestimmt, bis zu 6.000 Menschen aufzunehmen. Doch nur 3.140 von ihnen leben in Einrichtungen, die winterfest sind. In Belgrad schlafen momentan 2.000 junge Menschen, hauptsächlich aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Syrien, in verlassenen Gebäuden der Innenstadt, während die Temperaturen bis zu  Minus 20 Grad sinken. In den vergangenen Monaten haben die serbischen Behörden die Bereitstellung  von humanitärer Hilfe für diese Menschen stark eingeschränkt.  Nur Freiwillige, die Essen und Decken verteilen, werden noch toleriert.

„Monatelang wurde humanitäre Hilfe blockiert, um die Menschen in offizielle Lager zu zwingen. Aber diese Lager sind voll und an den Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die Geflüchteten habe keine andere Wahl, als bei eisigen Temperaturen in verlassenen Ruinen zu schlafen“, sagt unser Landeskoordinator für Serbien, Stephane Moissaing.

Tausende sitzen in Griechenland bei Schnee und Eisregen auf Inseln fest

Die Lage auf den griechischen Inseln ist nicht besser: Tausende Menschen sitzen auch hier in überfüllten Lagern fest und müssen in leichten Zelten Temperaturen unter null Grad ertragen.

„Diese Familien, die bei Schnee und Eisregen zurückgelassen wurden, zahlen den Preis für den europäischen Zynismus und den verwerflichen Deal mit der Türkei“, sagt unser Landeskoordinator für Griechenland,  Clement Perrin. „Es ist abscheulich, dass die Menschen trotz der Versprechen und Ankündigungen der EU, bei eisigen Temperaturen immer noch in Zelten leben. Wir fordern die griechischen Behörden und die europäische Union dazu auf, sofort Notfallmaßnahmen anzustoßen, um sicherzustellen, dass alle Migranten und Flüchtlinge auf den Inseln in angemessenen Unterkünften leben können.“

Die Überfüllung und die fehlenden Wintervorbereitungen stellen große Gesundheits- und Sicherheitsrisiken dar. Die Mehrzahl der Menschen, die unsere Psychologen auf Samos und Lesbos behandelt haben, nennen die schwierigen Lebensbedingungen als Grund für ihre psychischen Probleme,  oder zumindest als Faktor für deren Verschlechterung.

„Die griechischen Behörden sollten aufhören, sich selbst zu humanitären Errungenschaften zu gratulieren, während Tausende im rauen Winter auf den Bescheid ihres Asylantrags warten. Kein Mensch, der Schutz sucht, weil er vor Krieg, Folter oder extremer Gewalt geflohen ist, sollte in der Kälte stehen gelassen werden“, fasst Perrin es zusammen.”

Interview mit Aktivist*innen der Solidaritäts-Kampagne „You can`t evict Solidarity” vom 15. Dezember 2016

Hallo. Erzählt doch kurz was zu euch und wer ihr seid.

Wir sind ein Netzwerk aus Menschen unterschiedlichsten Alters, die in Deutschland und Griechenland wohnen und in antirassistischen und anderen politischen Kämpfen aktiv sind. Viele von uns waren in den letzten eineinhalb Jahren auch auf der Balkanroute, in Griechenland oder an den EU-Außengrenzen aktiv. Zusammen haben wir im letzten Sommer die Kampagne „You can`t evict Solidarity“ gestartet für grenzenlose Solidarität mit den migrantischen Häuserkämpfen in Griechenland und überall.

Was war für euch der Grund die Kampagne „You can´t evict Solidarity“ zu starten?

Im Juli 2016 wurden im griechischen Thessaloniki die von Geflüchteten und anderen Aktivist*innen besetzten Häuser „Orfanotrofeio“, „Nikis“ und „Hurriya“ von der Polizei nach Anordnung der griechischen Syriza-Regierung und der griechischen Kirche geräumt. Dabei und bei folgenden Protestaktionen gegen die Räumungen wurden über 100 Menschen verhaftet, viele der dort lebenden Geflüchteten wurden in Militärcamps gebracht. Einige Tage später wurden in Gerichtsprozessen die ersten Menschen zu hohen Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Wir waren dort beim zeitgleich stattfindenden NoBorderCamp und haben mit einigen Betroffenen gemeinsam beschlossen uns zusammenzutun, Geld für die anfallenden Prozesskosten zu sammeln, Öffentlichkeit für die Räumungen zu schaffen und gleichzeitig die migrantischen Häuserkämpfe zu unterstützen.

Wie ist die aktuelle Situation für Geflüchtete in Griechenland?

Die Situation für Geflüchtete in Griechenland ist größtenteils ziemlich schlecht. Die Lebenssituation der Menschen in Griechenland ist geprägt von der menschenverachtenden Austeritätspolitik der EU und nach der Militarisierung und gewaltsamen Schließung der Balkanroute sitzen nun zusätzlich über 60.000 Migrant*innen in überfüllten, griechischen Camps fest. In diesen Camps fehlt es meistens an medizinischer Grundversorgung, Versorgung mit Alltäglichem wie Nahrungsmitteln, sowie sanitären Anlagen. Viele Lager bestehen aus abgelegenen Industriehallen oder Zeltstädten, der Winter macht den Menschen zusätzlich zu schaffen.. Durch die Migrationspolitik der EU und der griechischen Syriza-Regierung kommt es zusätzlich zu einer zunehmenden Militarisierung und Repression gegen Geflüchtete und Aktivist*innen, viele Camps gleichen mittlerweile Gefängnissen.

Was hat es mit den Hausbesetzungen auf sich und warum unterstützt ihr sie?

In der momentanen Situation wird für viele Menschen die Besetzung von Leerstand zu einer Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der staatlichen Lager, jenseits von staatlicher Gewalt und jenseits von sexistischen, rassistischen und nationalistischen Kategorien zu führen. Die Häuser sind ein Ort für politische Vernetzung und Orte der Solidarität und der gegenseitigen Unterstützung, auch durch die griechische Bevölkerung. Damit bilden sie wirkungsvolle Alternativen zu staatlichen und kapitalistischen Repressalien. In Griechenland gibt es mittlerweile Dutzende solche Besetzungen, eines der bekanntesten dürfte das „City Plaza Hotel“ in Athen sein, in dem über 400 Menschen ein Zuhause gefunden haben.

Wie ist die aktuelle Situation auf der Balkanroute?

Wir beobachten, dass die staatliche Politik gegenüber Menschen auf der Flucht, gegenüber Unterstützer*innen und gegenüber Alternativen zu staatlicher Migrationskontrolle immer repressiver wird. Dies war auch schon vor dem „Sommer der Migration“ 2015 so, nun werden aber an den militarisierten Grenzen Flüchtende erschossen, wie vor Kurzem an der Grenze zwischen Bulgarien und Serbien, und mit Gewalt am Grenzübertritt gehindert. In Ungarn wurde vor einigen Wochen Ahmad H., einer von elf im September 2015 im ungarischen Röszke verhafteten Geflüchteten, auch Röszke11, zu 10 Jahren Haft verurteilt. Gleichzeitig sitzen tausende Menschen in Griechenland und Serbien fest und wohnen teilweise auf der Straße oder werden illegal abgeschoben, aus der Not besetzte Häuser werden geräumt und solidarische Aktivist*innen werden als Schleuser*innen verhaftet, wie z.B. vor einigen Wochen in Kroatien.

Was steht für euch in der Zukunft für eure Kampagnenarbeit an?

Die Kampagne ist gerade gestartet und wir bekommen viel Unterstützung durch solidarische Menschen, die Soli-Parties organisieren, Geld spenden und für Öffentlichkeit sorgen. Am 13. und am 26. Januar 2017 finden die nächsten Prozesstermine gegen Besetzer*innen der „Hurriya“- und der „Orfanotrofeio“-Besetzung statt, diese werden wir hier und in Griechenland solidarisch begleiten. Dazu unterstützen wir Betroffene in neuen Repressionsfällen, z.B. Geflüchtete, die im Camp Softex bei Thessaloniki gegen die dortigen Bedingungen protestiert haben und jetzt mit Anklagen konfrontiert sind. Gleichzeitig planen wir für Januar/Februar 2017 eine Info-Tour durch Deutschland mit ehemaligen Bewohner*innen und Aktivist*innen der „Orfanotrofeio“-Besetzung. Bei allem freuen wir uns über Unterstützung.

Mehr Infos zur Kampagne und Kontakt auf dem Blog unter www.cantevictsolidarity.noblogs.org.

Spendenkonto:
Rote Hilfe e.V. / OG Salzwedel
IBAN: DE93 4306 0967 4007 2383 12
BIC : GENODEM1GLS
Betreff: Cant evict Solidarity

[Hungary] Solidarity with the Röszke11: Reports from court hearings on 28.10.; 3.10. and from Solidarity Demonstration

The court hearing of Ahmad H., arrested during the the protest at Röszke border 2015 and accused of “terrorism”, took place on 28 th of October in Szeged (Hungary). He is facing lifelong prison. The trial was postponed on the 30th of November. Solidarity demonstrations and actions took place in Budapest, Berlin, Vienna and Malmö. Protest, spread the info of this scandalous racist trial and show your solidarity!

You will find these reports here:

  • Report from court hearing of Ahmad H. in Szeged on 28. October 2016 (by Migszol/Hungary)
  • Bericht von Röszke 11-Soli-Kundgebung am 28. Oktober 2016 in Berlin // Neuer Protest am 30.11 (von Solidarity with the Röszke 11)
  • Report from court hearing of Ahmad H. in Szeged on 3. October 2016 (by NoBorderSerbia)

Freedom for Ahmad H. and all of the Röszke11!
Date for the last court session for Ahmad of the Röszke 11 on 30. November 2016 in Szeged (was postponend) – Show your solidarity!

More Infos here on this Blog, @Migszol (Hungary) and Free the Röszke11 Campaign.

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Report from Court Hearing of Ahmad H. in Szeged on 28. October 2016 (report based of Twitter-Ticker by Migszol/Hungary)

Another report from the trial on 28. October you will find here at FreeTheRoszke11.weebly.com.

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On 28.10.2016 at 9.00 am the court hearing of Ahmad started. The police refused lots of solidarish people that protested in front of the court building to enter. Representatives of Amnesty International were refused to enter as well first and only after long discussion they were allowed to visit the trial. There was massive police presence, and Ahmad was guarded by two masked soldiers.

9.00 am. The trial starts. The document presented by the court states that was the leader of the protest. Among the proofs: migrants gave him pillows and food…The document has detailed description about what injuries the policemen had to suffer. Evidently they are the victims, not Ahmad or other refugees…

Then first time during the trial stood up to oppose. He was accused to talk in the phone. He says he didn’t. Judge said just “okay, fine”… claims phone recordings are fake, he did not instruct anyone how to cross the HUN border. The seized phones belong to his relatives.

denies the accusations and saying he is a peaceful follower of and he respects women. He says he went abroad to study Quran. He responds to alleged suspicious trips to Saudi & India. He went to former for hajj and latter to visit Muslim friends. Lawyer: “it’s fact that that every Muslims pilgrimage to Mecca. Catholics who go to Vatican are fanatics then?” Obviously the trial plays with the lack of knowledge about Islam.In the Hungarian judicial system Ahmad’s crime that he’s a Muslim

So far the “evidences” are presented. His newly appointed defence lawyer pleads for an adjournment in order to contact international journos and volunteers and to visit his client in prison to take instructions. Prosecutor opposes the request. Judge rises to consider.

Defence asks the court to hear other 25 witnesses and have a meeting with at prison.The lawyer asks to postpone the trial, that prosecutor attacks claiming that its just to win time. The decision will be made at 11 o`clock. Lawyer wants to attach recording as evidence that he recorded with during the incident. Prosecution not agrees because he claims the lawyer would have enough time to meet the defendant.

The claim to listen the new witnesses is refused, except for to listen witness György Rőczei, a policeman. Around 25 activists and journalists were among the witnesses, refused without any explanation..

The trial is postponed. The next trial will take place on th 30th of November at 9:00. A month to raise media attention and support for Ahmed H – The whole should take a look at this incredible racist showtrial in !

Live-Ticker from the court room and reports with more details you will find here: https://twitter.com/MigSzolCsop

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Bericht von Röszke 11-Soli-Kundgebung am 28. Oktober 2016 in Berlin // Neuer Protest am 30.11.! (by

In Solidaritaet mit den Roeszke 11 und insbesondere Ahmad, dessen Verfahren vorgestern [28.10] zu einem Urteil fuehren sollte, haben wir in Berlin vor der ungarischen Botschaft in Berlin (nahe Brandenburger Tor) mit etwa 40 Menschen demonstriert.

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Wir moechten auf die Kriminalisierung und die Ungleichstellung von gefluechteten Menschen Aufmerksam machen. Eine Ungleichstellung, die in Faellen wie dem der Roeszke 11 zur vollkommenen Rechtlosigkeit einer, von unserer rassistischen Gesammtbevoelkerung fallen gelassenen Minderheit fuehrt. Ein weiterer Fall gewollten Versagens der Justiz.Das Gerichtsverfahren basiert auf den diffusen Zeugenaussagen ungarischer PolizistInnen, einem tonlosen Video, das Ahmad beim Werfen mehrerer Steine zeigen soll und der “Fuehrungsrolle”, die er durch das Halten eines Megaphons eingenommen habe. Auf dieser Basis wurde der Vorwurf “Terrorismus” konstruiert und ganz nebenbei erneut ein rassistisches Feindbild “bestaetigt”. Hinzu kommen angebliche Verbindungen zu islamistischen Organisationen, welche ueber seinen Besuch der Laender Saudi Arabien und Indien begruendet werden. Freitag [28.10] wird er dann einmal mehr von vermummten Anti-Terror-Einheiten mit Hand- und Fußfesseln auf die Anklagebank gefuehrt. Fuer den eigentlich oeffentlichen Prozess werden praktisch keine PressevertreterInnen eingelassen, von AktivistInnen ganz zu schweigen.

Faelle wie diese Haeufen sich. Dabei wird der Schwebezustand von schutzsuchenden Menschen strukturell ausgenutzt um Kampflienen, zu Gunsten totalitaerer Staatsgebilde, zu verschieben. Lasst es nicht ungesehen geschehen. Verbreitet den Fall der Roeszke 11 und gebt ihnen eine Stimme, damit am 30.11. mehr Aufmerksamkeit fuer die voraussichtliche Verurteilung Ahmads besteht!

Falls ihr euch aktiv an der Organisation von Protesten und gemeinsamen Aktionen beteiligen wollt schreibt uns eine Mail an: roeszke_support1@riseup.net

Infos zu kommenden Demonstrationen findet ihr auch bei Facebook:
facebook.com/events/1828530994070589/

Kontext:
https://linksunten.indymedia.org/en/node/192537
http://freetheroszke11.weebly.com/

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Report from court hearing in Szeged on 3. October 2016 (by NoBorderSerbia):

Ahmed H, one of the Röszke 11, accused for “terrorism and other crimes” is kept in custody and total isolation since one year. As Ahmed’s last court session was on the 23nd of September, solidarity demonstration took place in Budapest, Szeged and in Vienna, in front of the Hungarian embassy.

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During the whole court hearing the judge was only reading the testemonies of the police who were allegedly injured during the so called riot. Ahmed’s lawyer was even not present, only his deputy. The police blocked the court corridor so the majority of the people who wanted to monitor the trial was not allowed to enter the courtroom. All forms of communication with Ahmed were prevented.

Still, the people who gathered to demand the freedom of the accused managed to send their messages of solidarity via playing and singing songs of resistance, and showing signs behind the police blockade.

The police was constantly making pressure and threatening with starting misdeme anor procedures against the protesters. When the trial was finished people in solidairty were waiting for Ahmed to be carried out from the courtroom, but instead of it, he was locked into another room. As a sign of disobedience some people refused to leave the court building until they were evected by the police. The last person who left the building was a 73 years old lady who came to Szeged in order to protest.

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The next court session will be on the 30th of November, when the first level sentence is expected to be read out. Let’s organize and show the power of solidarity! Support the solidarity campaign where ever you are!

We should not forget about Yamen A., Farouk A., and Kamel J., the other 3 people from the Röszke 11, who got already sentenced and who are imprisoned in differnt prisons over Hungary.

More details about the trial and the international solidarity campaign: freetheroszke11.weebly.com contact: freetheroszke11@riseup.net

AGAINST THE OPPRESSION OF STATES! NO FENCES, NO PRISONS! FREEDOM FOR AHMED AND THE RöSZKE ELEVEN!

[Röszke11] Bericht von Röszke 11-Soli-Kundgebung am 28. Oktober 2016 in Berlin // Neuer Protest am 30.11.! (by SolidarityWithTheRöszke11)

In Solidaritaet mit den Roeszke 11 und insbesondere Ahmad, dessen Verfahren vorgestern [28.10] zu einem Urteil fuehren sollte, haben wir in Berlin vor der ungarischen Botschaft in Berlin (nahe Brandenburger Tor) mit etwa 40 Menschen demonstriert. Der letzte Prozesstag wurde auf den 30. November angesetzt – Zeigt eure Solidarität, werdet aktiv!

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Wir moechten auf die Kriminalisierung und die Ungleichstellung von gefluechteten Menschen Aufmerksam machen. Eine Ungleichstellung, die in Faellen wie dem der Roeszke 11 zur vollkommenen Rechtlosigkeit einer, von unserer rassistischen Gesammtbevoelkerung fallen gelassenen Minderheit fuehrt. Ein weiterer Fall gewollten Versagens der Justiz.Das Gerichtsverfahren basiert auf den diffusen Zeugenaussagen ungarischer PolizistInnen, einem tonlosen Video, das Ahmad beim Werfen mehrerer Steine zeigen soll und der “Fuehrungsrolle”, die er durch das Halten eines Megaphons eingenommen habe. Auf dieser Basis wurde der Vorwurf “Terrorismus” konstruiert und ganz nebenbei erneut ein rassistisches Feindbild “bestaetigt”. Hinzu kommen angebliche Verbindungen zu islamistischen Organisationen, welche ueber seinen Besuch der Laender Saudi Arabien und Indien begruendet werden. Freitag [28.10] wird er dann einmal mehr von vermummten Anti-Terror-Einheiten mit Hand- und Fußfesseln auf die Anklagebank gefuehrt. Fuer den eigentlich oeffentlichen Prozess werden praktisch keine PressevertreterInnen eingelassen, von AktivistInnen ganz zu schweigen.

Faelle wie diese Haeufen sich. Dabei wird der Schwebezustand von schutzsuchenden Menschen strukturell ausgenutzt um Kampflienen, zu Gunsten totalitaerer Staatsgebilde, zu verschieben. Lasst es nicht ungesehen geschehen. Verbreitet den Fall der Roeszke 11 und gebt ihnen eine Stimme, damit am 30.11. mehr Aufmerksamkeit fuer die voraussichtliche Verurteilung Ahmads besteht!

Falls ihr euch aktiv an der Organisation von Protesten und gemeinsamen Aktionen beteiligen wollt schreibt uns eine Mail an: roeszke_support1@riseup.net

Infos zu kommenden Demonstrationen findet ihr auch bei Facebook:
facebook.com/events/1828530994070589/

Kontext:
https://linksunten.indymedia.org/en/node/192537
http://freetheroszke11.weebly.com/

[Röszke11] Report from Court Hearing of Ahmad H. in Szeged on 28. October 2016 (report based of Twitter-Ticker by Migszol/Hungary)

Another report from the trial on 28. October you will find here at FreeTheRoszke11.weebly.com.

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On 28.10.2016 at 9.00 am the court hearing of Ahmad started. The police refused lots of solidarish people that protested in front of the court building to enter. Representatives of Amnesty International were refused to enter as well first and only after long discussion they were allowed to visit the trial. There was massive police presence, and Ahmad was guarded by two masked soldiers.

9.00 am. The trial starts. The document presented by the court states that was the leader of the protest. Among the proofs: migrants gave him pillows and food…The document has detailed description about what injuries the policemen had to suffer. Evidently they are the victims, not Ahmad or other refugees…

Then first time during the trial stood up to oppose. He was accused to talk in the phone. He says he didn’t. Judge said just “okay, fine”… claims phone recordings are fake, he did not instruct anyone how to cross the HUN border. The seized phones belong to his relatives.

denies the accusations and saying he is a peaceful follower of and he respects women. He says he went abroad to study Quran. He responds to alleged suspicious trips to Saudi & India. He went to former for hajj and latter to visit Muslim friends. Lawyer: “it’s fact that that every Muslims pilgrimage to Mecca. Catholics who go to Vatican are fanatics then?” Obviously the trial plays with the lack of knowledge about Islam.In the Hungarian judicial system Ahmad’s crime that he’s a Muslim

So far the “evidences” are presented. His newly appointed defence lawyer pleads for an adjournment in order to contact international journos and volunteers and to visit his client in prison to take instructions. Prosecutor opposes the request. Judge rises to consider.

Defence asks the court to hear other 25 witnesses and have a meeting with at prison.The lawyer asks to postpone the trial, that prosecutor attacks claiming that its just to win time. The decision will be made at 11 o`clock. Lawyer wants to attach recording as evidence that he recorded with during the incident. Prosecution not agrees because he claims the lawyer would have enough time to meet the defendant.

The claim to listen the new witnesses is refused, except for to listen witness György Rőczei, a policeman. Around 25 activists and journalists were among the witnesses, refused without any explanation..

The trial is postponed. The next trial will take place on th 30th of November at 9:00. A month to raise media attention and support for Ahmed H – The whole should take a look at this incredible racist showtrial in !

Live-Ticker from the court room and reports with more details you will find here: https://twitter.com/MigSzolCsop

[Röszke11] Report from court hearing in Szeged on 3. October 2016 (by NoBorderSerbia)

Ahmed H, one of the Röszke 11, accused for “terrorism and other crimes” is kept in custody and total isolation since one year. As Ahmed’s last court session was on the 23nd of September, solidarity demonstration took place in Budapest, Szeged and in Vienna, in front of the Hungarian embassy.

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During the whole court hearing the judge was only reading the testemonies of the police who were allegedly injured during the so called riot. Ahmed’s lawyer was even not present, only his deputy. The police blocked the court corridor so the majority of the people who wanted to monitor the trial was not allowed to enter the courtroom. All forms of communication with Ahmed were prevented.

Still, the people who gathered to demand the freedom of the accused managed to send their messages of solidarity via playing and singing songs of resistance, and showing signs behind the police blockade.

The police was constantly making pressure and threatening with starting misdeme anor procedures against the protesters. When the trial was finished people in solidairty were waiting for Ahmed to be carried out from the courtroom, but instead of it, he was locked into another room. As a sign of disobedience some people refused to leave the court building until they were evected by the police. The last person who left the building was a 73 years old lady who came to Szeged in order to protest.

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The next court session will be on the 30th of November, when the first level sentence is expected to be read out. Let’s organize and show the power of solidarity! Support the solidarity campaign where ever you are!

We should not forget about Yamen A., Farouk A., and Kamel J., the other 3 people from the Röszke 11, who got already sentenced and who are imprisoned in differnt prisons over Hungary.

More details about the trial and the international solidarity campaign: freetheroszke11.weebly.com contact: freetheroszke11@riseup.net

AGAINST THE OPPRESSION OF STATES! NO FENCES, NO PRISONS! FREEDOM FOR AHMED AND THE RöSZKE ELEVEN!

„Free the Röszke Eleven“ – Die Bedeutung der Röszke-Verhandlungen im Kontext der europäischen Grenzpolitik

„Free the Röszke Eleven“

Die Bedeutung der Röszke-Verhandlungen im Kontext der europäischen Grenzpolitik

Es ist Montag, der 27. Juni 2016 und wir stehen in Szeged vor einem Gerichtsgebäude. Die Sonne scheint, es ist warm, doch uns allen ist etwas mulmig. Wir sind zu fünft angereist, um an der Verhandlung teilzunehmen. Wir werden den Gerichtssaal nicht nur mit diesem mulmigen Gefühl verlassen, sondern mit Wut, Entsetzen, Fassungslosigkeit und Traurigkeit.

(N., ein Aktivist in Rückblick auf den Prozess)

Der Kontext: Sommer der Migration – die ungarische Regierung versucht ihre Souveränität wiederzuerlangen

Es war eine ganze Reihe von Entscheidungen, die den sogenannten Sommer der Migration konstituiert und zur Etablierung des ‚Humanitären Korridors‘ im Jahr 2015 geführt hat. Getroffen wurden diese von verschiedenen Regierungen Europas auf der Grundlage, dass sich Menschen über die ‚Balkanroute‘ bewegen.

Am 18. Juni 2015 hat die mazedonische Regierung ein Gesetz verabschiedet, dass Menschen erlaubt, innerhalb von 72 Stunden das Land legal zu durchqueren. Dieses Gesetz wurde von der serbischen Regierung, die das Vorgehen schon Jahre zuvor zur Praxis hatte, übernommen. Als Konsequenz dieser Gesetze ergibt sich, dass der Bewegung von tausenden Menschen auf dieser Route ein legaler Rahmen gegeben wurde. Eine weitere Auswirkung war, dass die Route auch für Menschen zugänglich wurde, die zuvor aufgrund ihrer persönlichen Möglichkeiten, finanziellen Ressourcen oder wegen anderer Gründe von diesem Weg ausgeschlossen wurden.

Waren es zuvor hauptsächlich junge Männer, die das Risiko aufnahmen, ihren Lebensort zu verlassen, um nach einem neuen Leben für sich und ihre Familie zu suchen, konnten dank der Veränderungen im Sommer 2015 nun auch viele andere Menschen ihr Recht auf Bewegung in Anspruch nehmen. Beispielhaft für diese Menschen stehen Fadavy Ghazy, Ahmad H. und die anderen neun Personen der sogenannten ‚Röszke Eleven.‘

Mit der steigenden Zahl von Personen, die sich von Griechenland über Mazedonien und Serbien bewegten, kam es zu einer Ansammlung von Menschen in Budapest. Von hier aus reisten sie mit Hilfe von Schmugglern nach Österreich, Deutschland, Skandinavien oder in andere nord- oder westeuropäische Staaten weiter. Als Reaktion auf die irreguläre Migration, diese hatte bereits Ende 2014 begonnen, entschied die rechts-konservative Regierung Ungarns unter Führung von Premierminister Viktor Orbán, einen Zaun entlang der gesamten Grenze zwischen Ungarn und Serbien zu bauen (später auch entlang der Grenze zu Kroatien). Dennoch war es für die Menschen während der Bauphase möglich, die Grenze von Serbien nach Ungarn einfach zu übertreten.

„Hunderttausende Menschen waren bereits durch Ungarn gereist, als im Herbst 2015 der Zaun fertiggestellt wurde. Jeden Tag gingen tausende Menschen über die Grenze und die ungarischen sowie die internationalen Medien berichteten, dass die Fidesz Regierung unfähig sei, mit der Situation umzugehen. Dies gab den Ausschlag für die Regierung, die Einreise nach Ungarn zu kriminalisieren“ (Migszol 28.06.2016).

Eine wichtige Hintergrundinformation ist, dass die physische Schließung der Grenze durch die Fertigstellung des Zauns mit der Einführung des neuen Asylgesetzes, das den illegalen Grenzübertritt nach Ungarn zu einem Verbrechen macht, Hand in Hand geht. Die erste Änderung des Gesetzes trat im August in Kraft und die zweite Änderung am 15. September 2015. Also am gleichen Tag, an dem die gesamte Grenze mit NATO-Draht verschlossen wurde. „Der Weg über die Grenze, entweder zu Fuß, den tausende Menschen gegangen sind, oder durch Klettern über den Zaun oder durch Kriechen unter dem Zaun war den vorigen Tag noch möglich, aber ab dem nächsten Tag illegal“ (Migszol 28.06.2016). Von da an beträgt die grundsätzliche Strafe für den illegalen Grenzübergang nach Ungarn ein bis drei Jahre Gefängnis, ein bis fünf Jahre, wenn das Verbrechen während eines Aufstandes stattfand oder Waffen getragen wurden und zwei bis acht Jahre, wenn beide Punkte zutreffen.

Die Horgoš-Aufstände

Es ist wichtig anzumerken, dass die meisten Menschen, die am 14. September an der Grenze ankamen, keine Gelegenheit hatten zu erfahren, was von der Regierung entschieden wurde und dass die Grenze sowohl rechtlich als auch durch einen Zaun geschlossen wurde. Schlimmer als dieser Punkt sind jedoch die individuellen Auswirkungen: Nur weil sie ein paar Tage oder auch nur Stunden zu spät angekommen sind, haben sie keine Möglichkeit, die Grenze legal zu übertreten. Die Routine, die tausende Personen, Freunde, Verwandte zuvor genutzt haben, gibt es nicht mehr. Im Gegenteil treffen sie auf eine geschlossene Grenze, bewacht von der Grenzpolizei, und werden von dort weggeschickt.

„Die Menschen sind dann zum zweiten Röszke-Grenzübergang gegangen. Dieser wurde zuletzt auf dramatische Weise geschlossen, indem die ungenutzten Gleise mit einem ‚Mad Max‘-Zug blockiert wurden. Die Spannung in dieser Situation nahm stark zu und für die Personen auf der serbischen Seite des Zaunes gab es keine rechtlichen Informationen. Junge und alte Personen, kranke, allein Reisende und Familien warteten, als die Situation anfing zu eskalieren (Migszol 28.06.2016).

Insgesamt dauerte der Protest drei Tage und steigerte sich innerhalb dieser Zeit. Grundsätzlich standen die Menschen einfach vor dem Zaun und hofften, dass er wieder aufgemacht wird. Sie riefen Slogans, hielten Banner hoch und redeten mit der Polizei. Nur in den letzten Zügen eskalierte der lange Protest. Eine Aktivistin von No Border Serbia, die während dieser Zeit in Horgoš war und die Proteste miterlebt hat, berichtet von ihren Erinnerungen:

„Der Protest war die ganze Zeit über friedlich. Vor dem Zaun warteten Familien, Kinder und Männer für viele Stunden. Es war sehr heiß an diesem Tag und nach zwei oder drei Stunden Protest gab die ungarische Polizei den Menschen zwei Flaschen Wasser. Was danach passierte, war verrückt. Die Menschen haben die Wasserflaschen zurückgegeben und gesagt, ‚das ist nicht das, was wir brauchen.‘ […] Am zweiten Tag begann der Protest sehr früh morgens. Ungefähr 5000 Personen waren in der Grenzregion, aber nicht alle nahmen an dem Protest teil. Es waren etwa 300 Personen, die friedlich demonstrierten und durch ein Megafon sprachen: ‚Wir brauchen nichts. Lasst uns einfach rein. Es gibt viele Familien und Kinder. Bitte lasst uns passieren.‘ et cetera. Der Protest dauerte bis spät in die Nacht und wir konnten nur zwei oder drei Stunden schlafen. Am dritten Tag des Protests war die ungarische Grenzseite vollkommen militarisiert. Dort waren Panzer, Wasserwerfer, Antiterror-Einheiten … es war schrecklich! Man konnte richtig sehen, was dort vor sich ging und die Protestierenden unterschätzten das. Sie haben wirklich geglaubt, dass die Grenze zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgemacht wird, da 5000 Menschen davor warteten. Was man in den Videos auch sehen kann, dass Menschen anfangen zu lachen und Selfies machen, da an einem bestimmten Punkt die Grenze aufgemacht wurde und die Menschen glaubten ‚Endlich. Sie lassen uns passieren.’ Sie gingen also los zum Tor und im selben Augenblick fühlten wir das Tränengas und waren für den Moment komplett blind. Wir rannten also irgendwohin und versuchten uns zu verstecken. Nach einem Augenblick konnte man überall ungarische Polizei sehen und die Menschen konnten sich nicht verstecken oder irgendwohin rennen, weil das Gedränge zu groß war. Nur die jungen Leute konnten wegrennen, die alten Personen und die Frauen mit den Kindern aber nicht. Sie landeten letztendlich irgendwie in den Armen der ungarischen Polizei und wurden bei dieser Gelegenheit verhaftet“ (N. von No Border Serbia).

Im Verlauf des Protest eskalierte die Situation und letztendlich haben wenige Personen Steine geworfen. Eine gute Dokumentation der Proteste, als Gegenstück zu den Polizeiberichten, kann bei https://www.youtube.com/watch?v=3yzBhkOes_8 gesehen werden. Die Polizei verstärkte die Eskalation und antwortete mit Tränengas und Wasserwerfern. Es handelt sich dabei um eine Praxis, die gegen die offiziellen Richtlinien des ungarischen Staates verstößt. Zum Beispiel ist es nicht erlaubt, in diesem Ausmaß gegen Gruppen vorzugehen, in denen sich Kinder befinden. Rückblickend kann dieses Verhalten gegenüber einer Gruppe Migranten, das rechtliche Grundlagen ignoriert, als ein symbolischer Anfangspunkt für ein Verhalten gelten, das einen roten Faden durch den gesamte Fall der ‚Röszke Eleven‘ zieht.

„Nach einiger Zeit war der Zaun durch die Gruppe überwunden worden und die Situation wurde noch dramatischer. In der ersten Reihe der Protestierenden waren Männer und einer von ihnen versuchte mit Hilfe eines Megafons sowohl mit der Polizei als auch mit den anderen Protestierenden zu reden. Seine Rolle bestand darin, Neuigkeiten und Entwicklungen zu kommunizieren: wann soll mit der Polizei verhandelt werden, wann soll man sich zurückziehen et cetera. Diese Situation hielt ungefähr eineinhalb Stunden an, bis sie sich beruhigte. Dann wurde eine Nachricht von der ungarischen Polizei verbreitet, dass die Menschen nun Ungarn betreten dürften. Das wurde als Sieg gefeiert und es folgten Dankes-Rufe an Ungarn und die Menschen organisierten sich in zwei Reihen. Eine für junge Männer und die andere für Familien und für Personen, die besonderen Schutz brauchen […]. Sie liefen los und schafften ungefähr 150 Meter. Die Polizei, die zuständig für den Protest war, erlaubte ihnen vorwärts zu gehen. Problematisch wurde es, als die unmarkierten, nicht identifizierbaren Personen der Antiterror-Einheit die Gruppe angriff. Nicht nur mit Polizeiknüppeln, welche erlaubt und legal sind, sonder mit speziellen Teleskop-Metall-Knüppeln […]. Diese Einheit versuchte Menschen zu fangen, aber natürlich konnten die jungen und gesünderen Menschen entkommen und nur die verletzbaren Menschen nicht und diese wurden von den Autoritäten festgenommen“ (Migszol 28.06.2016).

Und so wurden die elf Angeklagten vom ungarischen Staat ausgewählt. Menschen, die nicht fähig waren, schnell genug zu entkommen. Wer sie festgenommen hat und zu welcher Zeit ist nicht dokumentiert. Diese Vorgehensweise ist auch der Grund, warum eine so ungewöhnlich hohe Zahl der Angeklagten physisch eingeschränkt ist: Einer sitzt im Rollstuhl, einem anderen fehlt das Hüftgelenk und eine dritte Person ist eine halb-blinde, 64 jährige Frau mit Diabetes. Darüber hinaus wurden viele weitere Personen von der ungarischen Polizei festgenommen, aber nicht in Untersuchungshaft genommen und so konnten sie das Land schnell verlassen. Warum die ‚Röszke Eleven‘ für die Untersuchungshaft ausgewählt wurden, ist bislang unklar.

Die Angeklagten: Die ‚Röszke Eleven‘

Alle Angeklagten wurden zufällig aus der Gruppe gewählt und sahen sich diesen grotesken Umständen gegenüber an diesem verfluchten und miserablen Tag. Die Umstände wurden passend zurechtgedreht, hatten die drei bereits erwähnten Personen nicht einmal am Protest teilgenommen und nur darauf gewartet, das sich die zwei Reihen bilden. Nachdem die elf Personen festgenommen waren, wurden zehn von ihnen unter Anwendung des druckfrischen Gesetzes angeklagt. Der elfte, Ahmad H., erwartet eine Strafe, die noch mehr gegen jeden gesunden Menschenverstand verstößt. Weil er mit Hilfe eines Megafons kommuniziert hatte, wird er wegen Terrorismus angeklagt. Dabei handelt es sich um eine Strafe von zehn bis zu 20 Jahren Gefängnis. Für ihn ist die Situation aber noch zusätzlich dramatisch: Ahmad H. ist der Sohn der 64 jährigen, halbblinden Frau und hat einen zyprischen Pass. Er hatte sich dazu entschieden, mit seiner Familie die Route zu gehen, damit er sie unterstützen kann.

Die bereits drei erwähnten Personen wurden seitdem unter ‚Hausarrest‘ in einem der sogenannten ‚asylum detention‘ gestellt. Die anderen acht Personen wurden in Untersuchungshaft in Szeged und Kecskemét gesteckt, wobei es sich hier um eher ‚normale‘ Gefängnisse handelt, mit extrem beschränktem Zugang zu Informationen. Hier, umgeben von ungarischen Staatsbürgern, die selbst Verbrechen begangen haben oder dafür angeklagt sind und meist keine Fremdsprachen sprechen, ist die Situation noch ernster und untragbarer. Ihr einziges Verbrechen besteht darin, nach Sicherheit gesucht zu haben, was ein grundsätzliches Menschenrecht ist und legal unter internationalem Recht. Ungarn antwortet darauf mit Verhaftung und einer Inhaftierung unter extrem schlechten Bedingungen.

Für lange Zeit gab es keine Informationen bezüglich der Frage, wo die Angeklagten inhaftiert sind und was mit ihnen passieren soll, obwohl politische Gruppen von Serbien oder Ungarn versucht hatten, an diese Informationen zu kommen. Erst als eine investigative Dokumentation von Kanal Vier veröffentlicht wurde, kamen Informationen über die Bedingungen für Menschen, die nicht am Prozess beteiligt sind, an das Tageslicht.

Die Untersuchungen zu diesem Fall zeigen alle das Gleiche. Zum Beispiel gab es allegedly manipulated translations (vermeintlich manipulierte Übersetzungen), die Bedeutungen veränderten und Paragraphen hinzugefügt haben. Zum Beispiel wurde die originale Aussage verändert. In der geschriebenen heißt es ‚Wir werden zur Grenze gehen und sie überqueren.‘ und in der Übersetzung ‚Wir werden zur Grenze gehen und sie gewaltsam überwinden, egal wie.‘ Diese Veränderung soll unterstreichen, dass sie ein Verbrechen begangen haben, was sie nicht getan haben (Migszol 28.06.2016).

Alle Anklagen für die elf Personen sind mehr als dubios. „Für alle elf Personen ist das Anklagepapier nur eineinhalb Seiten lang und es enthält keine Informationen über die Umstände und den Kontext, in denen alles geschehen ist“ (Migszol 28.06.2016). Auch das Verhalten und die Handlungen der ungarischen Antiterror-Einheit gegenüber den Protestierenden fehlt vollkommen in der Beschreibung des Falls. Den Anwälten war es zu erst nicht gestattet, das Filmmaterial zu sichten und es dauerte vier Monate, bis sie überhaupt Zugang dazu bekamen. Als sie das Material dann sehen konnten, wurde klar, warum es so lange verschlossen gehalten wurde. Das Filmmaterial zeigt nichts anderes außer die drei Angeklagten, die in der Gegend herumstehen. Die im Kreuzverhör gehörten Polizisten (sie waren die einzigen Zeugen im gesamten Prozess) konnten sich an keine Details erinnern und die Mehrheit konnte nicht einmal die Personen identifizieren. Es gab sechs Anhörungen bis zur letzten am 1. Juli und selbst vor dieser war bereits für alle Beobachter*innen klar, das es sich um einen Schauprozess handelt.

Die Verhandlungen

Vor der Gerichtstür stehen Polizisten in schusssicheren Westen, ein paar Leute von der Presse und zehn Männer mit akkurater Kurzhaarfrisur. Zehn Polizisten, die gegen Ahmad aussagen werden, wie sich später herausstellt. Plötzliche sollen wir alle zur Seite gehen und uns in einen Gang stellen. Ahmad kommt den Gang entlang, bewacht wie ein Schwerverbrecher. Zwei große Männer mit Vollvermummung, er mit Handfesseln und Fußfesseln. Ahmad, deutlich gezeichnet von den letzten Monaten im Gefängnis, wird in den Saal geführt. Hier erwartet uns eine sechsstündige Tortur (N., ein Aktivist in Rückblick auf den Prozess).

Nachdem bereits Anhörungen stattgefunden hatten, nahmen einige Aktivist*innen aus Ungarn und Serbien bei den letzten Verhandlungen vom 27. Juni bis zum 1. Juli 2016 teil. Ahmads Fall wurde am 27. Juni verhandelt und der Prozess der anderen zehn Personen am 30. Juni und am 1. Juli 2016.

Grundsätzlich gab es/gibt es zwei separate Prozesse. Einen für Ahmad, der wegen Terrorismus angeklagt ist, und einen für die anderen zehn Personen, die wegen illegalen Grenzübertritts nach Ungarn und wegen Teilnahme an einem Massenprotest angeklagt sind. Es gab/es gibt zwei unterschiedliche Richterinnen und der Ablauf war etwas anders, wenn man die beiden Prozesse miteinander vergleicht. Wie auch immer, die grundsätzliche Vorgehensweise, die sich in den anderen Verhandlungen herausgebildet hatte, wurde weitergeführt.

Wie bereits erwähnt, waren die einzigen Zeugen die im Kreuzverhör gehörten Polizisten. Viele von ihnen konnten sich nicht einmal daran erinnern, was während der Proteste geschehen ist. Sehr verständlich, standen sie doch auch im Nebel ihres eigenen Tränengases. Aber bei den Protesten waren auch andere Personen anwesend und nicht nur Migrant*innen.

„Bei fast jeder Verhandlung waren nur Polizisten oder Mitglieder der Antiterror-Einheit als Zeugen geladen. Das ist verrückt. Wie können sie so jemanden identifizieren? Und was ist mit anderen Zeugen? Mit Doktoren, Mitgliedern von den NGOs oder mit Journalisten? Sind diese nicht glaubwürdig genug für diese Verhandlung?“ (N. von No Border Serbia).

Alle Anwälte versuchten, die Umstände der Proteste hervorzuheben, an Menschlichkeit, an Logik und rationale Sichtweisen zu appellieren.

Im Kontrast dazu war das Verhalten der Richterin im Fall von Ahmad H. grausam und verstieß gegen jedes Prinzip der Rechtsstaatlichkeit. „Die Richterin wirkt, als wäre in ihrem Kopf schon alles fertig. Sie kennt alle Details, lenkt alles in die richtige Richtung. Vom Staatsanwalt und vom Anwalt hört man die ganze Verhandlung über fast nichts“ (N., ein Aktivist in Rückblick auf den Prozess). Der zweite und dritte Teil von Ahmads Anhörung bestand fast ausschließlich aus der Sichtung von Videomaterial als Beweismittel. Während jeder erklärende bzw. klarstellende Beweis ignoriert wurde, wurden unverhältnismäßig intensiv die kleinsten Szenen, die nur annähernd ein Beweis gegen Ahmad sein könnten, betrachtet und hervorgehoben. Einige Szenen wurden scheinbar vorsätzlich falsch Interpretiert. Zum Beispiel zeigt Ahmad in einer Szene des Videos zwei Finger hoch. Auch diese Geste wurde als Androhung interpretiert: In zwei Stunden werden wir kommen und die Grenze übertreten. In den Videos, die Ton hatten, konnte man Sätze hören wie ‚Wir lieben die Polizei. Wir lieben Ungarn. Wir wollen einen Übersetzer für Englisch.‘ Kein Wort dazu seitens der Richterin. Die einzige Szene, die intensiv besprochen wurde, war eine Stelle, wo Ahmad einen Stein wirft. So wie dutzend andere Personen. Nach weiteren Videos mit nichtssagendem Inhalt wurde die Verhandlung geschlossen. Ahmad wurde von den maskierten Männern wieder abgeführt.

„Solch eine Ungerechtigkeit darf nicht hinter verschlossenen Türen in einem kleinen ungarischen Gericht bleiben. Hier steht ein Mann einem Gericht gegenüber, das sein Urteil schon gefällt hat, das ein Exempel statuieren will“ (N., ein Aktivist in Rückblick auf den Prozess).

Alle Angeklagte, ausgenommen Ahmad, dessen Verhandlung noch läuft, wurden verurteilt. Ein bis drei Jahre ohne Bewährung. Der Staatsanwalt hat bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. Er hält die Urteile für zu gering und verlangt härtere Strafen. Ahmads Prozess wird am 28. oktober fortgesetzt und findet in Szeged statt. Bis dahin wird er im Gefängnis bleiben.

Protest und internationale Solidarität

„Es ist wichtig, als eine Form der direkte Aktion Solidarität zu zeigen. Man muss vor Ort sein, denn es findet in unseren Staaten statt. Es ist also wichtig zu wissen, was vorgeht und wie wir Solidarität zeigen können. Für die Menschen im Gefängnis war es das erste Mal seit knapp einem Jahr, dass es Reaktionen auf ihren Prozess gab. Und sie sahen die Reaktionen nur für zwei Minuten, nur auf dem Weg vom Polizeiauto zum Gericht. Aber ich glaube, dass es für sie genug war, zum ersten Mal Menschen zu sehen (ausgenommen deren Anwälte), die für sie da sind, um zu merken, dass sie nicht vergessen sind“ (N. von No Border Serbia).

Der Prozess am 30. Juni wurde durchgehend von einer Demonstration begleitet und Protestierende riefen auf Arabisch oder Englisch Slogans wie ‚Ihr seid nicht allein.‘ „Für mich war es ein bewegender Moment, als ich die Personen wiedergesehen habe. Und ich glaube für sie auch. Menschen zu sehen, die Slogans in ihrer Sprache rufen. Ich glaube, dass es sehr wichtig für Menschen ist, zu wissen, dass sie nicht allein sind, nicht ausgestoßen, nicht vergessen“ (N. von No Border Serbia).

Auch wenn es nur zwei Minuten auf dem Weg zum Gericht und zwei Minuten auf dem Weg zurück in die Polizeiautos waren, so waren die kurzen Augenblicke dennoch voller Spannung und Bedeutung.

„Ein paar von ihnen haben angefangen zu weinen, als sie uns sahen und unsere arabischen Slogans hörten. Ich weiß nicht, was während ihrer Zeit, während der Monate im Gefängnis geschehen ist. Aber in dem Moment, in dem sie das Gericht betraten, konnte ich in ihren Augen sehen, dass sie uns wiedererkennen und ich glaube, das war ein bedeutender Moment der Solidarität und des gemeinsamen Kampfs“ (N. von No Border Serbia).

Am Montag nach den Verhandlung, am 4. Juli, gab es auch eine Demonstration mit über 120 Teilnehmer*innen in Budapest, Ungarn.

„Auf der einen Seite kriminalisieren die Verhandlungen das Recht von Menschen auf der Flucht gegen Grenzpolitik und einhergehende Repressionen zu demonstrieren und auf der anderen Seite sollen diese Verhandlungen Menschen davon abhalten, nach Ungarn zu kommen. Trotzdem versuchen weiterhin hunderte Menschen die Grenze nach Ungarn zu überqueren“ (movingeurope 05.07.2016).

Die Verhandlungen können als Präzedenzfall eingestuft werden. Und dieser wird entweder von der ungarischen Regierung gewonnen oder von den Menschen, die in Solidarität mit den Angeklagten und Verurteilten sind.

„Während der Proteste haben wir so tolle Menschen aus Syrien, Iran, Afghanistan, von überall her kennengelernt, die den Protest friedvoll begleitet haben und nur darauf gehofft hatten, dass sie die Grenze nach den vielen Monaten des Wartens und Reisens überwinden könnten. Und ja, wir kennen auch die elf Menschen von den ‚Röszke Prozessen‘ und sie werden diese monströsen Verhandlungen erleben und bei all dem frage ich mich die ganze Zeit, wie viel mehr Menschen in ungarischen Gefängnissen festgehalten werden, ohne dass wir sie kennen und ohne zu wissen, wie man sie unterstützen kann“ (N. von No Border Serbia).

Dieser Report kann als Ausgangspunkt für mehr internationale Unterstützung gesehen werden. Diese internationale Unterstützung ist nur ein Funken Hoffnung am Horizont der stattfinden Grausamkeiten. Hierfür fragen wir jeden von euch, in Aktion zu treten und Solidaritätskampagnen in euren Orten zu starten. Lasst uns die ‚Röszke Eleven‘ unterstützen und Solidarität zeigen!

„Alle von uns hoffen auf größere internationale Unterstützung. Mehr rechtliche und finanzielle Hilfe, Aufmerksamkeit von alternativen Medien und Massenmedien, die sich für den Fall interessieren, und allgemein mehr Kritik auf europäischer Ebene. Ich glaube, dass es solche Fälle auch in Zukunft geben wird und es ist sehr wichtig, auch daran zu denken. Wie können wir uns organisieren? Wie können wir untereinander und miteinander kommunizieren? Wie können wir uns koordinieren? Wie können wir uns unterstützen und wie die betroffenen Personen? Die Menschen wissen, dass etwas im Gange ist und es gibt so viele Wege auf verschiedenen Ebenen teilzunehmen. Man kann Artikel und kritische Analysen schreiben, man kann Kampagnen starten, man kann Menschen direkt unterstützen. Dieser Prozess wird für alle weiteren in der Zukunft der entscheidende sein“ (N. von No Border Serbia).

Bedeutung für das europäische Grenzregime

Betrachtet man die Röszke-Verhandlungen als ein Teil in einem Kaleidoskop, welches sich zusammensetzt aus Praktiken, Regularien, Institutionen und Aktionen, die sich alle darum drehen, Migration kontrollieren zu wollen, erhalten sie eine erschreckende Bedeutung. Die Verhandlungen werden als Schauprozess geführt und dementsprechend wird gespielt und performt, um das Bilder des ‚kriminellen Asylsuchenden‘, der die ungarische Gesellschaft bedroht, noch gefährlicher zu zeichnen. So können sie es als Präzedenzfall für die ungarische Bevölkerung und auch für die Flüchtenden, die weiterhin die Grenze überqueren, gesehen werden.

Das illustriert die Verknüpfung von Grenzen mit dem Feld der grundsätzlichen Menschenrechte. Auch wenn der Rechtsstaat beansprucht, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, wird dies in den Röszke-Verhandlungen nicht beachtet. Hier wird unterschieden zwischen Menschen, die einen Pass haben, und Menschen ohne Papiere. Diese Handhabung folgt der Deterritorialisierung von Grenzen, was bedeutet, dass Grenzen nicht nur Linien im Sand sind, die Staatsterritorien voneinander trennen, denn auf der einen Seite manifestieren sie sich innerhalb von Staaten und auf der anderen Seite innerhalb von Gesellschaften. Der ungarische Staat nutzt die Prozesse, um die rassistische Propaganda voranzutreiben und gleichzeitig mehr Kontrolle über das eigene Territorium zu gewinnen. Das wird durch die steigenden Zahlen bei der eingesetzten Grenzpolizei und dem Militär deutlich. Erneut verdoppelt auf 6000 Personen. Der ungarische Staat hat bereits vor Monaten einen Notstand ausgerufen. Es wird deutlich, dass die ungarische Regierung einen Krieg gegen migrierende Menschen führt und die ‚Röszke Eleven‘ sind die ersten, die öffentlich vorgeführt werden. Die Rechtsstaatlichkeit wurde in diesem Fall nicht eingehalten und die juristische Anklage wurde durch eine politische Anklage ersetzt. Es wird nicht einmal an Gerechtigkeit gedacht. Der gesamte Prozess ist umgeben von rassistischen Gedanken, von Fremdenhass und von der Machtdemonstration eines Staates, der Stück für Stück seine rassistischen Überlegungen implementiert.

Wenn diese elf Menschen vom Staat verfolgt werden, dann richtet sich diese Handlung direkt gegen alle, die migrieren, nach Asyl suchen, für freie Bewegung von Menschen und das Recht zu bleiben kämpfen, die Menschen auf ihrem Weg oder bei ihrer Ankunft unterstützen. In diesen Tagen wird Solidarität zeigen und das Kämpfen für Gerechtigkeit mehr und mehr kriminalisiert, sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU. Das ist nur die andere Seite der selben Medaille. Die zehn verurteilten Angeklagten leiden unter dem selben System, das andere ihrer Menschenrechte beraubt. Aktivisten von No Border Serbia heben diesen Punkt ebenfalls hervor.

„Wir wollen klarstellen, dass wir für diesen absurden und grausamen Akt nicht nur die ungarische Regierung als den ‚rechtesten‘ oder grausamsten Staat in der EU verantwortlich machen wollen, so wie es andere sogenannte ‚demokratische‘ Staatsinstitutionen, NGOs und Massenmedien tun. Die ‚Horgoš/Röszke‘ Prozesse machen die Realität eines Systems deutlich, indem Staats- und Polizeigewalt nie in Frage gestellt wird und in dem sich Geld und und Güter frei bewegen, aber nicht Menschen. Sie werden nur als illegalisierte, billige Arbeitskräfte oder als Konsumenten gebraucht“ (No Border Serbia 17.05.2016).

Mit der Räumung des Camps in Idomeni ging auch die Berichterstattung zurück und verschwand fast vollkommen. Aber was für die unsichtbar bleibt, die nicht auf der Balkanroute präsent sind, ist, dass weiterhin hunderte Menschen auf ihrem Weg jeden Tag Polizeigewalt und physische Belastungen erleben. Die Schließung von Staatsgrenzen wird nie die Bewegung von Menschen aufhalten, sondern immer nur die Bedingungen der Migration verschlechtern. So gibt es in Bulgarien ‚Flüchtlingsjäger‘, weiterhin steigt die Polizeigewalt, die Preise steigen und mehr und mehr Menschen ertrinken. Der Prozess der ‚Röszke Eleven‘ ist ein Bild für das europäische Grenzregime, dass versucht Kontrolle über die Außengrenzen zu gewinnen, räumlich, sozial und rechtlich.

Es ist nur die Spitze des Eisberges, doch das europäische Grenzregime wird in dem Fall der ‚Röszke Eleven‘ deutlich und im Fall von Ahmad H. hat die ungarische Justiz bereits eine Entscheidung gefällt und auch der Anwalt blickt sehr pessimistisch auf die Möglichkeiten eines fairen Prozesses. Die einzig verbleibende Chance, vor allem für Ahmad, liegt bei internationaler Unterstützung und Aufmerksamkeit. „Das ist die Art, wie ganz Europa, nicht nur Ungarn, auf diejenigen reagiert, die sich auflehnen, die ihre Rechte verlangen. Dieser Prozess soll zeigen ‚Das passiert all denen, die sich wehren‘“ (N. von No Border Serbia).

Die nächste Anhörung von Ahmad wird am 28. Oktober 2016 sein. Aus diesem Anlass haben wir auch diesen Report geschrieben, um eure Aktionen zu unterstützen. „Wir hoffen, dass es eine Veröffentlichung von kritischen Analysen und Solidaritätsaktionen gibt. Wir hoffen, dass mehr Menschen involviert und motiviert werden, die Menschen im Gefängnis zu unterstützen. Das wird eine gute Plattform für weitere Aktionen sein“ (N. von No Border Serbia).Wenn es keine Empörung auf internationaler Ebene geben wird, bleiben die ‚Röszke Eleven‘ vergessen. Es ist nun bei euch, nach dem Lesen des Berichts aufzustehen und in Aktion zu treten und Solidarität zu zeigen.

Geschrieben von

Refugee Support Serbian-Hungarian

Text und Zitate übersetzt aus dem Englischen.

In Zusammenarbeit mit

Miszol Csoport Budapest

bordermonitoring.eu Hungary

No Border Serbia

Wenn Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie uns über refugeesupportserbia [at] riseup.net.