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[Moria6] Podcast zum Fall und Prozess der Moria 6

Hier findet ihr den am 30.04.2021 zuerst ausgetrahlten Podcast zum Fall und Prozess der Moria 6 zum Nachhören.

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YOU CAN’T EVICT SOLIDARITY, ein Podcast für grenzenlose Solidarität | Folge 1: Die Moria 6 – erste Verurteilungen nach den Bränden im Lager Moria im September 2020

(Sollte er nicht vollständig abspielen, findet ihr ihn auch nochmal hier: https://www.radiostimme.at/still-in-solidarity-ii-gerichtsprozess-zum-brand-in-moria/)

Mit dieser Folge startet der Podcast der Antirepressions-Kampagne You can’t evict solidarity mit der ersten Folge im Stadtradio Göttingen!
Nachdem im September 2020 das europäische Hotspot-Lager Moria auf Lesvos komplett niederbrannte, wurden willkürlich 6 Jugendliche verhaftet. Zwei von ihnen wurden nun ein Jahr später ohne jegliche Beweise verurteilt.
Wir sprechen über die katastrophalen Zustände im Lager, über die Brände im September 2020, über die menschenverachtenden Abschottungs- und Einsperrpolitiken der EU und des griechischen Staates, über Proteste und Widerstände der Betroffenen und über die krassen Repressionen, die willkürlich gegen Geflüchtete verhängt werden.

You can’t evict solidarity ist eine Antirepressions-Kampagne, die Menschen auf der Flucht nach Fällen staatlicher oder anderer institutioneller Repression unterstützt. Mehr Infos findet ihr auf dem Blog cantevictsolidarity.noblogs.org

Hier findet ihr den Song “Dead Rabbits” und das Video von Mohammed Hussein: https://www.youtube.com/watch?v=QNCxVVT2FK8

Den Sampler “The Balkan Route” vom NoBorders Music Collective mit den Tracks “Fuck Being A Refugee” von Amine Oucheri, Anon & Kasoz und “Dile Min Biaxiva (Kurdish Cowboy Version)” von Salman Duski findet ihr hier: https://musicnoborders.bandcamp.com/

Den Track “Να κάνουμε έφοδο” von Daisy Chain könnt ihr euch hier anhören: https://daisychaingr.bandcamp.com/

[Presseerklärung vom 26.4.2021] Skandalöse Verurteilung eines syrischen Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos zu 52 Jahren Haft +++ Prozessbeobachter_innen kritisieren die Kriminalisierung von Flucht scharf

Presseerklärung der Initiativen “You Can`t Evict Solidarity”, Christian Peacemaker Teams (CPT) – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe, 26.04.2021

Skandalöse Verurteilung eines syrischen Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos zu 52 Jahren Haft +++ Prozessbeobachter_innen kritisieren die Kriminalisierung von Flucht scharf

Am Freitag, den 23. April 2021, fand in Mytilini auf der griechischen Insel Lesbos der Prozess gegen K. S., einen jungen, aus Syrien geflüchteten Mann, statt. Er wurde wegen “unerlaubter Einreise” und “Beihilfe zur illegalen Einreise” zu 52 Jahren Haft verurteilt. Prozessbeobachter_innen der Initiativen “You Can`t Evict Solidarity”, Christian Peacemaker Teams (CPT) – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe bewerten das Urteil als Skandal. Sie kritisieren das unfaire Verfahren und fordern erneut die sofortige Freilassung des Angeklagten.

Wie er im Prozess schilderte, floh der Angeklagte K. S. mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien in die Türkei. Dort weigerte er sich, an dem türkischen Militäreinsatz im Bürgerkrieg in Libyen teilzunehmen, und wurde daraufhin inhaftiert und gefoltert. Es gelang ihm mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern weiter bis in die EU zu fliehen. Als die Familie die griechische Insel Chios Anfang März 2020 erreichte, wurde ihnen wie allen Menschen, die zu dieser Zeit in Griechenland ankamen, das Recht auf Asyl für einen Monat verweigert. Der Hintergrund, der im Prozess auch von einer Zeugin von CPT – Aegean Migrant Solidarity geschildert wurde, ist, dass der griechische Staat im Rahmen einer politischen Auseinandersetzung zwischen der Türkei und der EU das Recht auf Asyl rechtswidrig ausgesetzt hatte und systematisch Strafanzeigen wegen “illegaler Einreise” gegen Migrantinnen und Migranten erhob, die in Europa um Schutz suchten. Zusätzlich wurde K.S. nach der Ankunft zu Unrecht beschuldigt das Boot, mit dem er und seine Familie auf Chios ankamen gesteuert zu haben und zusätzlich wegen “Beihilfe zur illegalen Einreise” sowie dem “Herbeiführen eines Schiffsunfalls” angeklagt.

Ein Prozessbeobachter erklärt zu den Hintergründen der Anklage: “Die Erhebung solcher Anklagen gegen auf den griechischen Inseln ankommenden Migrant_innen, die angeblich als Bootsfahrer identifiziert wurden, ist seit einigen Jahren ein systematisches Vorgehen des griechischen Staates. Sie beruht auf der absurden Vorstellung, dass jeder, der ein Schlauchboot mit Schutzsuchenden fährt, ein Schmuggler ist. Oft sind die Beschuldigten selbst Schutzsuchende und wurden zum Fahren des Bootes genötigt. In der Praxis bedeutet die Verfolgung von “Schmugglern”, dass jemandem aus einem ankommenden Schlauchboot angeklagt wird, das Boot gefahren zu haben, ob er es nun war oder nicht. Sie werden ohne ausreichende Beweise meist noch vor Ort verhaftet und monatelang in Untersuchungshaft verwahrt. Wenn ihr Fall schließlich vor Gericht kommt, dauern ihre Prozesse im Durchschnitt nur 38 Minuten, und sie werden zu hohen Haftstrafen verurteilt, in einigen Fällen zu über 100 Jahren Gefängnis mit sehr hohen Geldstrafen. Für die Anklagepunkte, die gegen K.S. erhoben wurden, beträgt die durchschnittliche Strafe 93 Jahre. Diese Verfahren laufen nicht fair und rechtsstaatlich ab. Uns sind Hunderte solcher Fälle bekannt von Menschen, die wegen diesen Vorwürfen in griechischen Gefängnissen sitzen, wie ein Bericht von CPT – Aegean Migrant Solidarity, borderline-europe und Deportation Monitoring Aegean zeigt (1). Zuletzt wurden u.a. im vergangenen Jahr die beiden Geflüchteten Amir und Razouli im Rahmen eines solchen Verfahrens zu 50 Jahren Haft verurteilt und warten nun im griechischen Gefängnis auf ihren Berufungsverhandlung im März 2022 (2).”

Nach über einem Jahr Untersuchungshaft und nachdem das Verfahren kurzfristig auf Freitag, den 23.04.2021, verschoben worden war, wurde der Angeklagte K.S. in nur wenigen Stunden wegen “unerlaubter Einreise” und als Schlepper (“Beihilfe zur illegalen Einreise” zu 52 Jahren Haft verurteilt (10 Jahre plus ein Jahr für jede Person auf dem Boot). Zusätzlich wurde eine Geldstrafe von 242.000 Euro verhängt. Dieses hohe Strafmaß wurde verhängt, obwohl er von den Anklagepunkten “Herbeiführen eines Schiffsunfalls” und “Widerstand” freigesprochen wurde.

K.S. wurde nicht wegen seiner Schuld an den “Verbrechen”, für die er angeklagt war, verurteilt, sondern stellvertretend, um die Migration nach Europa im Allgemeinen zu verurteilen. K.S. war abfälligen Äußerungen des Gerichts ausgesetzt, wurde über seinen muslimischen Glauben befragt und gefragt, warum er nicht in Syrien geblieben sei, um für sein Land zu kämpfen. Der Prozess war von großen Unregelmäßigkeiten durchsetzt. So basierte die Anklage der Staatsanwaltschaft auf widersprüchliche Listen über die Anzahl der Menschen auf dem Boot. Der Hauptzeuge der Anklage, ein Offizier der Küstenwache, sagte sehr detailliert aus, machte aber keine Aussage zu der wichtigen Frage, ob er den Angeklagten beim Fahren des Bootes gesehen hatte. Im Gegenzug sagte die Frau des Angeklagten als Zeugin aus und bestätigte, dass er das Boot nicht gefahren hat. Als der Offizier der Küstenwache am Ende seiner Zeugenaussage erklärte, dass K.S. freigelassen werden sollte, weil er aus einem Kriegsgebiet geflohen sei, entgegnete der Staatsanwalt, dass er in der Türkei hätte bleiben können – unfassbar, da K.S. dort inhaftiert und gefoltert worden war.

Seine Anwältin und sein Anwalt vom Legal Center Lesbos legten sofort nach dem Urteil Berufung ein. K.S. muss die Zeit bis zur Berufungsverhandlung (vermutlich in etwa einem Jahr) wieder im berüchtigten Gefängis Korydallos auf dem griechischen Festland verbringen.

Johannes Körner von der Kampagne “You can`t evict Solidarity” erklärte zum Urteil:

“Wir sowie die Initiativen CPT – Aegean Migrant Solidarity und borderline.europe werden den Angeklagten weiterhin solidarisch unterstützen. Wir fordern Griechenland und die Europäische Union auf, die willkürliche Inhaftierung von Geflüchteten und Migrant_innen sofort zu beenden sowie den Freispruch und die sofortige Freilassung des Angeklagten. Außerdem müssen die noch ausstehenden derartigen Prozesse fallengelassen werden – oder zumindest vor einem anderen Gericht als dem voreingenommenen  Gericht in Mytilini verhandelt werden.”

Ein Mitglied des Christian Peacemaker Teams – Aegean Migrant Solidarity ergänzt:

“Migrant_innen, die in Europa Zuflucht suchen und des Verbrechens der Beihilfe zur illegalen Einreise angeklagt sind, können offensichtlich nicht erwarten, dass sie vor dem Gericht in Mytilini einen fairen Prozess erhalten. K.S. wurde verurteilt, ohne dass Beweise vorlagen, die ihn eindeutig identifizierten. Dies ist bezeichnend für ein Justizsystem, das den lautstarken Teil der lokalen Gesellschaft bedient, der einen Sündenbock für die Migration auf die Insel sucht.”

Pressekontakt:

Johannes Körner: cantevictsolidarity@riseup.net

1) https://bordermonitoring.eu/wp-content/uploads/2020/12/report-2020-smuggling-en_web.pdf

2) https://www.borderline-europe.de/unsere-arbeit/solidarit%C3%A4tsstatement-freiheit-f%C3%BCr-amir-und-razuli?l=de

[Pressemitteilung vom 20.04.2021] Flucht ist kein Verbrechen: Drohende Verurteilung eines syrischen Geflüchteten nach Prozess auf Lesbos zu jahrzehntelanger Haft

Pressemitteilung der Initiativen “You Can`t Evict Solidarity”, CPT – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe, 20.04.2021

Flucht ist kein Verbrechen: Drohende Verurteilung eines syrischen Geflüchteten nach Prozess auf Lesbos zu jahrzehntelanger Haft +++ Die Initiativen “You Can`t Evict Solidarity”, CPT – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe fordern den Freispruch und die sofortige Freilassung des Angeklagten

Griechenland/Deutschland. Am morgigen Mittwoch, den 21. April 2021, findet in Mytilini auf der griechischen Insel Lesbos der Prozess gegen K. S., einen jungen, aus Syrien geflüchteten Mann, statt. Ihm werden “unerlaubter Einreise”, “Menschenhandel” und “Gefährdung von Menschenleben” vorgeworfen, bei einer Verurteilung drohen ihm mehrere Jahrzehnte Haft. Die Initiativen “You Can`t Evict Solidarity”, CPT – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe fordern den Freispruch und die sofortige Freilassung des Angeklagten.

Der Angeklagte K. S. floh mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien in die Türkei. Dort weigerte er sich, an dem türkischen Militäreinsatz im Bürgerkrieg in Libyen teilzunehmen, und wurde daraufhin inhaftiert und gefoltert.  Es gelang ihm mit seiner Frau und seinen drei Kindern (vier, sechs und sieben Jahre alt) weiter bis in die EU zu fliehen. Als die Familie die griechische Insel Chios Anfang März 2020 erreichte, wurde ihnen wie allen Menschen, die zu dieser Zeit in Griechenland ankamen, das Recht auf Asyl für einen Monat verweigert. Der griechische Staat hatte im Rahmen einer politischen Auseinandersetzung zwischen der Türkei und der EU das Recht auf Asyl rechtswidrig ausgesetzt und systematisch Strafanzeigen wegen “illegaler Einreise” gegen Migrantinnen und Migranten erhoben, die in Europa um Schutz suchten.

Zusätzlich wurde K.S. nach der Ankunft zu Unrecht beschuldigt das Boot, mit dem er und seine Familie auf Chios ankamen gesteuert zu haben. Er wird nun nicht nur wegen “unerlaubter Einreise”, sondern auch, was noch schwerer wiegt, wegen “Menschhandel” und “Gefährdung von Menschenleben” angeklagt.

Die Erhebung solcher Anklagen gegen auf den griechischen Inseln ankommenden Migranten, die angeblich als Bootsfahrer identifiziert wurden, ist seit einigen Jahren ein systematisches Vorgehen des griechischen Staates. Sie beruht auf der absurden Vorstellung, dass jeder, der ein Schlauchboot mit Schutzsuchenden fährt, ein Schmuggler ist. Oft sind die Beschuldigten selbst Schutzsuchende und wurden zum Fahren des Bootes genötigt. In der Praxis bedeutet die Verfolgung von “Schmugglern”, dass jemandem aus einem ankommenden Schlauchboot angeklagt wird, das Boot gefahren zu haben, ob er es nun war oder nicht. Sie werden ohne ausreichende Beweise meist noch vor Ort verhaftet und monatelang in Untersuchungshaft verwahrt. Wenn ihr Fall schließlich vor Gericht kommt, dauern ihre Prozesse im Durchschnitt nur 38 Minuten, und sie werden zu hohen Haftstrafen verurteilt, in einigen Fällen zu über 100 Jahren Gefängnis mit sehr hohen Geldstrafen. Für die Anklagepunkte, die gegen K.S. erhoben wurden, beträgt die durchschnittliche Strafe 93 Jahre.

Diese Verfahren laufen aus Sicht von unabhängigen Prozessbeobachter_innen nicht fair und rechtsstaatlich ab. Es sind Hunderte solcher Fälle bekannt von Menschen, die wegen diesen Vorwürfen in griechischen Gefängnissen sitzen, wie ein Bericht von CPT – Aegean Migrant Solidarity, borderline-europe und Deportation Monitoring Aegean zeigt (1). Zuletzt wurden u.a. im vergangenen Jahr die beiden Geflüchteten Amir und Razouli im Rahmen eines solchen Verfahrens zu 50 Jahren Haft verurteilt und warten nun im griechischen Gefängnis auf ihren Berufungsverhandlung im März 2022 (2).

Der Angeklagte K.S. ist nun seit über einem Jahr in Untersuchungshaft im griechischen Gefängnis Korydallos auf dem Festland. Er wird beim Prozess zum ersten Mal seine Kinder und seine Frau wiedersehen, die in einem Camp in der Nähe von Athen leben. Seine Frau wird als Zeugin aussagen und bestätigen, dass er das Boot nicht gesteuert hat. Außerdem wird eine Zeugin, eine Wissenschaftlerin, die im Bereich  Anthropologie an der Universität der Ägäis forscht und bei dem Christian Peacemaker Teams (CPT) – Aegean Migrant Solidarity arbeitet als Expertin über den politischen Kontext aussagen, in dem K.S. von der Türkei nach Griechenland übergesetzt ist. Juristisch wird er von einer Anwältin und einem Anwalt vom Legal Center Lesbos vertreten.

Die Initiativen “You can`t evict Solidarity”, CPT – Aegean Migrant Solidarity und borderline-europe werden den Prozess solidarisch begleiten. Sie fordern Griechenland und die Europäische Union auf, die willkürliche Inhaftierung von Flüchtlingen und Migranten sofort zu beenden sowie den Freispruch und die sofortige Freilassung des Angeklagten.

Pressekontakt:

Johannes Körner: cantevictsolidarity@riseu

1) https://bordermonitoring.eu/wp-content/uploads/2020/12/report-2020-smuggling-en_web.pdf

2) https://www.borderline-europe.de/unsere-arbeit/solidarit%C3%A4tsstatement-freiheit-f%C3%BCr-amir-und-razuli?l=de

[18. März] Redebeitrag unserer Kampagne zum Tag der politischen Gefangenen

Liebe Freund*innen & Genoss*innen

Heute ist der 18. März. Und heute vor genau 150 Jahren, am 18. März 1871 begann die Pariser Kommune. Deswegen begehen wir heute den internationalen Tag der politischen und sozialen Gefangenen.

Heute ist aber nicht nur der Jahrestag der Pariser Kommune. Heute vor genau fünf Jahren, am 18. März 2016 verabschiedeten die Europäische Union und die Republik Türkei ein Abkommen, das als EU-Türkei-Deal bekannt wurde.

Mit diesem dreckigen Deal versuchte das Europäische Grenzregime den sogenannten Langen Sommer der Migration, in welchem zehntausende Menschen selbstbestimmt die Grenzen der Festung Europa überwunden hatten, wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

Leider hat auch dieser Jahrestag etwas mit dem Tag der politischen und sozialen Gefangenen zu tun – Denn Knäste sind ein fester Bestandteil des Grenzregimes und sind es seit dem EU-Türkei-Deal um so mehr geworden.

Allein im Jahr 2016 wurden in Griechenland nach offiziellen Zahlen 4.072 Asylsuchende inhaftiert und zigtausende Haftbefehle für Migrant*innen erlassen.

In den europäischen Hot-Spot-Camps auf den griechischen Inseln Lesvos, Chios, Samos, Leros und Kos befinden sich überall Knäste innerhalb der europäischen Erstaufnahme-Lager. Hier werden Menschen eingesperrt, die gerade die Überfahrt über das Aegäische Meer in einem Schlauchboot überlebt haben, viele direkt nach ihrer Ankunft.

Das heißt dann “Detention upon arrival”. In “Detention upon arrival” werden vor allem Personen inhaftiert, weil sie aus Ländern kommen, für die die Anerkennungsquote nach europäischer Statistik für ihren Asyl-Antrag als gering gilt. Eingesperrt wird also, wer die “falschen” Papiere hat oder aus dem “falschen” Land kommt. Und das ist selbst nach Dienstanweisung der griechischen Polizei der einzige Grund.

An den europäischen Außengrenzen ist Knast ein rassistisches Instrument, das die vereinfachte Abschiebung von Menschen mit bestimmten Nationalitäten erlaubt. Damit werden die Zukunftsperspektiven von Menschen abhängig von ihrer Herkunft sortiert. Die Beachtung individueller Fluchtgründe sind von diesem System nicht vorgesehen – sie werden gänzlich außer Acht gelassen.

Doch nicht nur Abschiebeknäste sind ein Mittel der europäischen Grenzpolitik. Flüchtende werden zudem auch immer wieder mit Kriminalisierungen überzogen, insbesondere, wenn sie sich politisch gegen die unhaltbaren Zustände organisieren, protestieren oder anders Widerstand leisten.

Auch die Flucht selbst wird kriminalisiert: regelmäßig werden diejenigen, die das Schlauchboot bei der Überfahrt auf die Inseln einfach nur gesteuert haben sollen, als Schmuggler*innen angeklagt und in Schnellverfahren zu absurd hohen Haftstrafen bis zu –  ungelogen – 130 Jahren verurteilt.

Wenn es dann zum Prozess kommt, gibt es fast nie einen Zugang zu richtiger juristischer Vertretung oder einer angemessenen Übersetzung.

Als Antirepressions-Kampagne You cant evict Solidarity haben wir uns 2016 gegründet, nachdem  bei der Räumung verschiedener Squats in Thessaloniki auch Geflüchtete inhaftiert wurden, und es kaum solidarische und politische Unterstützung zu erwarten gab. Aktuell unterstützen wir viele, migrantische Kämpfe gegen das EU-Grenz-Regime.

Wir wollen heute, am Tag der politischen und sozialen Gefangenen, vor allem auch auf diejenigen aufmerksam machen, deren Kämpfe gegen staatliche Repressionen, Rassismus, Gewalt und Unterdrückung in Europa und hier in Deutschland kaum sichtbar oder hörbar sind.

Menschen, die systematisch diskriminiert,  kriminalisiert, weggesperrt werden – und zwar dafür, dass sie versuchen, für ein besserers Leben oder um ihr Überleben zu kämpfen. Dafür, dass sie aus politischen, humanitären, ökonomischen oder sonstwas für Gründen in die Flucht gezwungen wurden. Dafür, dass sie durch Proteste und Widerstände ihre Würde und ihre psychische und körperliche Unversehrtheit verteidigen. Festgenommen aus rassistischen Motiven und zur Sicherung des europäischen Grenzregimes.

People on the move, die in Knäste gesperrt werden, sind dabei immer auch politische Gefangene! Flüchtende sind keine passiven Opfer, denen aus Europa paternalistisch die eine oder andere humanitäre Hilfe angeboten werden kann – oder eben auch nicht. Menschen, die Grenzen überwinden, nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand und wehren sich damit auch gegen die Repression und Abschottung des Grenzregimes. Wenn sie dewegen kriminalisiert werden, dann ist das eine Kriminalisierung von politischen Aktionen!

Aber nicht nur  wenn Widerstand oder Protest organisiert werden – jedes Überwinden von Grenzen wirkt als Akt gegen eine politische Ordnung, die die Bewegungsfreiheit von Menschen im globalen Maßstab einschränken und kontrollieren will. Jede Kriminalisierung von Migration und von Menschen auf der Flucht ist deswegen auch politische Justiz, jede eingesperrte Flüchtende ist eine politische Gefangene!

Menschen werden in unsägliche Lebensbedingungen gezwungen, gegen die es selbstverständlich Widerstände gibt, weil sie einfach unerträglich sind. Proteste werden nieder geknüppelt, Menschen aus rassistischen Motiven und willkürlich verhaftet und ohne faire Prozesse, geschweige denn Zugang zu notwendigem legal support unter Ausschluss der Öffentlichkeit, mit haarsträubenden Haftstrafen eingeknastet.

Wie absurd und unmenschlich diese politische Justiz gegen people on the move ist und welche Ausmaße sie annimmt, zeigen unzählige Beispiele:

erst letzte Woche wurden zwei minderjährige zu fünf Jahren Knast auf Lesvos verurteilt, weil ihnen ohne jeglichen Beweis der Brand des Elends-Lagers Moria angehängt wurde und sie dafür nun als Sündenböcke herhalten sollen. Der Prozess dauerte einen Tag, fand unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit statt und der Prozesstermin wurde vorher nicht angekündigt.

Einziger Belastungszeuge war ein community-leader, bei dem einiges dafür spricht, dass er mit der Polizei dealt. Dieser ist dann zum Prozess nicht mal erschienen, stattdessen wurde einfach seine schriftliche Aussage von vor sechs Monaten gewertet. Entlastungszeug:innen, die für die Angeklagten aussagen wollten, wurden vom Gericht einfach nicht angehört.

Ein anderes, ebenfalls sehr tragisches Beispiel: als am 8. November 2020 eine Gruppe Flüchtender  versucht, mit dem Boot von der türkischen Küste auf die Insel Samos über zu setzten, kentert das Boot. Ein sechs Jahre altes Kind verliert dabei sein Leben.

Die griechische Küstenwache reagiert anscheinend erst Stunden nach dem Notruf, statt direkt und damit das Leben des Kindes zu retten. Die Polizei aber verhaftet den Vater des sechs-Jährigen, der gerade die Überfahrt überlebt und sein Kind verloren hat. Der Vorwurf lautet, dass er das Leben seines Kindes durch die Überfahrt gefährdet hat. Kriminalisiert wird der Vater -wohlgemerkt nicht die Küstenwache!  Dabei fährt die Küstenwache seit Monaten  hochriskante Mannöver bei push-backs und gefährdet dabei wissentlich und willentlich immer wieder Menschenleben.

Ende Februar diesen Jahres versucht eine schwangere Frau im Moria-Ersatz-Lager Kara Tepe auf Lesvos aus Verzweiflung Selbstmord zu begehen, nachdem sie dachte, dass ihr Ausreiseantrag nach Deutschland abgelehnt wurde. Sie zündet sich selbst in ihrem Zelt an und überlebt, weil andere das Feuer löschen. Die Reaktion von Polizei und Staatsanwaltschaft: gegen die Frau wird wegen Brandstiftung ermittelt, weil sie ihr Zelt in dem Lager angezündet hat.

Menschen werden in ein politisches Spiel geworfen, in dem sie als Sündenbock für die Ereignisse herhalten sollen, die aus der katastrophalen Migrationspolitik und aus dem Europäischen Grenzregime resultieren – mit seinen Hotspot-Lagern und dem Versagen auf ganzer Länge aller europäischen Staaten beim Schutz von Geflüchteten

All diese verschiedenen Formen der Kriminalisierung von Menschen hängen zusammen. Menschen, die Grenzen überwinden, fordern die Festung Europa und damit die staatliche Ordnung heraus. Sie tun dies ebenso wie diejeningen, die sich durch Proteste und Widerstand gegen staatliche Unterdrückung wehren. Sie sind politische Gefangene, mit denen wir uns solidarisch erklären!

Freiheit für alle politischen Gefangenen! Gerechtigkeit für alle sozialen Gefangenen! Schließt alle Knäste! Open the Borders! Migration is not a crime!

[Lesbos] Untragbares Gerichtsurteil – Willkürliche Verurteilung zweier Geflüchteter für den Brand im Moria-Lager

Gerechtigkeit für die Moria 6!

Für eine detailliertere Darstellung des Prozessverlaufs siehe auch den Beitrag der Anwält*innen vom Legal Centre Lesvos: https://legalcentrelesvos.org/2021/03/09/justice-for-the-moria-6/

Am 9. März 2021 wurden A.A. und M.H. auf der Insel Lesbos wegen Brandstiftung mit Gefährdung von Menschenleben schuldig gesprochen und auf zu 5 Jahren Haft verurteilt. Zweieinhalb Jahre der Haftstrafe werden sie im Gefängnis von Avlona auf dem griechischen Festland absitzen müssen.

Die beiden jungen Männer waren als Asylsuchende aus Afghanistan nach Lesvos gekommen und zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung vergangenen Jahres gerade 17 Jahre alt. Sie wurden festgenommen, nachdem das Lager Moria am 8. September 2020 vollständig niedergebrannt war, und sechs Monate lang in Untersuchungshaft festgehalten.

Der gestrige Gerichtsprozess war von Unregelmäßigkeiten durchzogen und hat zentrale rechtsstaatliche Prinzipien der Fairness und Unschuldsvermutung verletzt. Bereits vor Beginn des Verfahrens war klar, dass die beiden Angeklagten schuldig gesprochen werden würden. Sie wurden in ein politisiertes Spiel geworfen, in dem sie als Sündenbock für den Brand des Lagers herhalten solltenen. Durch ihre Verurteilung wird von der Verantwortung der EU und des griechischen Staats für die katastrophalen Zuständen in den europäischen Hotspot Lagern abgelenkt, die durch den Brand erneut mediale Sichtbarkeit bekamen.

Während des Prozesses wurden solidarische Unterstützer*innen und Freund*innen der Angklagten vor dem Gerichtsgebäude von der Polizei weggeschickt, angezeigt und mit weiteren Repression bedroht. Aus “Sicherheitsgründen”  durften sie den Gerichtssaal nicht betreten –  angeblich, um die Identität der Angeklagten im Jugendgericht zu schützen – wohingegen allerdings 5-7 Polizeibeamte ständig im Gerichtssaal anwesend waren. Außerdem kam es zu Schikanierungen von Unterstützer*innen beim Warten vor dem Gericht. Einige müssen nun für ihre bloße Anwesenheit 300 Euro Strafe zahlen. Am Tag zuvor, an dem die Verhandlung eröffnet und gleich darauf verschoben wurde, wurde eine Person auf die Polizeiwache gebracht und ihre persönlichen Sachen durchsucht.

Obwohl viele Freund*innene und Verwandte der Angeklagten gekommen waren, um zu bezeugen, dass diese den Brand nicht gelegt hatten,  durften lediglich zwei Zeug*innen der Verteidigung an der Verhandlung teilnehmen. Auf der Seite der Kläger sagten 17 Zeug*innen gegen die Angeklagten aus, konnten jedoch keine stichhaltigen Beweise gegen diese vorlegen

Der Hauptzeuge – der Sprecher der afghanischen Community – dessen Aussage zur Verhaftung der zwei Angeklagten geführt hatte, erschien nicht zum Prozess und konnte von den Behörden  nicht ausfindig gemacht werden. Dennoch wurde seine schriftliche Aussage als glaubwürdig erachtet.

Die meisten anderen Zeug*innen sagten nur über persönliche Verluste durch den Brand aus, die nicht direkt mit den Angeklagten in Verbindung standen. Lediglich zwei Polizeibeamte behaupteten, die Angeklagten anhand eines Videos identifiziert zu haben, das zwei Personen mit ähnlicher Kleidung von hinten zeigt. Sie widersprachen sich jedoch in ihren Aussagen und beschrieben einen der Angeklagten als “winzig und klein”, während sich im Gericht zeigte, dass dieser tatsächlich wesentlich größer als der aussagende Polizist selbst ist.

Am Ende wurden die Angeklagten zumindest vom Vorwurf der “Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung” freigesprochen – die gemeinsam mit dem Brandstiftungs-Vorwurf eine Strafe von 15 Jahren hätte bedeuten können. Ihre Anwält*innen des Legal Centre Lesvos werden zudem gegen das Urteil Berufung einlegen. 

Nichtsdestotrotz ist die Verurteilung der beiden ein weiteres empörendes Beispiel, wie Menschen auf der Flucht kriminalisiert werden, um von den Verantwortlichkeiten derer abzulenken, die die Existenz eines Lagers wie Moria und des neuen Camps “Kara Tepe” überhaupt erst möglich machen. Wir haben es satt, einen Fall nach dem anderen zu beobachten, bei dem Migrant*innen willkürlich verhaftet, geschlagen, gedemütigt, inhaftiert und von der sogenannten “Rechtsstaat” zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. Diese Taktik ist ebenso durchschaubar und lächerlich wie sie gewalttätig, rassistisch und widerlich ist. Diejenigen, die dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen, sind Menschen die ihr Recht auf Bewegungsfreiheit wahrnehmen und als Konsequenz entrechtet und bestraft werden. 

Wie schon so oft, wenn wir Gerichtsverfahren gegen Menschen auf der Flucht verfolgen, sind wir traurig und wütend. Der 9. März war ein schrecklicher Tag für alle, die sich für Gerechtigkeit und Gleichheit einsetzen. Aber wir müssen weiter kämpfen. 

Die noch folgenden Gerichtsprozesse für vier weitere Personen, die für Brandstiftung in Moria angeklagt sind, werden vermutlich ebenfalls bald stattfinden. Die beiden Verurteilten, A.A. und M.H., werden Berufung gegen das Urteil einlegen. 

Wir müssen diese Infos verbreiten, sie den Verantwortlichen ins Gesicht schreien: denen, die die Hotspot-Lager und den EU-Türkei-Deal geschaffen haben, denen, die die Lager am Laufen halten und denen, die vom System des Rassismus und der Ungleichheit profitieren.

Freiheit für die Moria 6!

[Lesbos] Freiheit für die inhaftierten Moria6 – Griechischer Staat eröffnet Prozess gegen zwei der sechs Angeklagten nach dem Brand in Moria 2020

Freiheit für die inhaftierten Moria6 – Griechischer Staat eröffnet Prozess gegen zwei der sechs Angeklagten nach dem Brand in Moria 2020

Heute, am 8. März, eröffnete das Gericht von Mytilini, Lesvos, den Prozess gegen zwei junge Männer aus Afghanistan. Die beiden kamen als unbegleitete Minderjährige nach Griechenland und waren zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung erst 17 Jahre alt. Sie gehören zu der Gruppe von sechs Personen, die wegen “Brandstiftung mit Lebensgefahr” angeklagt sind und die nach den Ereignissen vom 8. September 2020, als das Lager Moria bis auf die Grundmauern niederbrannte, festgenommen wurden.

Die beiden Angeklagten, die als Minderjährige verhaftet wurden, sitzen mittlerweile seit fast sechs Monaten in Untersuchungshaft – die maximale Zeit für Untersuchungshaft von Minderjährigen. Das Gericht hat mehrere Zeugen für den Prozess mobilisiert, darunter die Lagerleitung, die Polizei und Bewohner des Dorfes Moria. Die Überwachung des Prozesses wird durch die starke Polizeipräsenz vor dem Gericht und die strengen und unverhältnismäßigen Bewegungseinschränkungen wegen des Covidvirus unmöglich gemacht. Da die Angeklagten zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung minderjährig waren, ist der Prozess zudem für die Öffentlichkeit gesperrt.

Der Prozess hat heute offiziell begonnen, wurde aber sofort unterbrochen, weil einer der Angeklagten krank ist und Fieber hat, und wurde aber nur auf morgen vertagt.

Bisher hat die Staatsanwaltschaft keine glaubhaften Beweise gegen einen der sechs Angeklagten vorgelegt, die darauf hindeuten, dass sie in irgendeiner Weise an dem verzweifelten Akt des Widerstands beteiligt waren, die mehrfachen Brände zu legen, die schließlich den unmenschlichen europäischen Hotspot, das Lager Moria, zerstörten. Es scheint jedoch, dass die Behörden darauf aus sind, sie zum Sündenbock für Europas tödliche Grenzpolitik zu machen.

Es gibt nur einen Zeugen gegen alle 6 Angeklagten – einen der afghanischen Anführer im Lager Moria. Es ist eine gängige Praxis der Polizei auf Lesbos, Anführer durch die Androhung von Verhaftung oder im Austausch gegen Vorteile wie die Erlaubnis, die Insel verlassen zu dürfen, dazu zu bringen Informationen weiter zu geben. Die Angeklagten gehören der schiitischen Minderheit der Hazara an, die seit jeher gewaltsamer Verfolgung und systematischer Diskriminierung durch die tadschikische und paschtu-sunnitische Mehrheit entlang von Klassen-, Rassen- und Religionsgrenzen ausgesetzt ist. Der einzige Zeuge gegen sie ist Pashtu.

Fünf der Angeklagten waren zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung minderjährig, der sechste war erst 18 Jahre alt. Drei der fünf Minderjährigen waren jedoch bei ihrer Ankunft in Griechenland unrechtmäßig als Erwachsene registriert worden. Die drei legten dem Gericht nach ihrer Verhaftung Originalausweise vor, aus denen ihr tatsächliches Alter hervorging, und beantragten Alterseinschätzungen durch medizinische Fachleute. Trotzdem wurden die Dokumente als gefälscht zurückgewiesen und der staatliche medizinische Prüfer bewertete sie als Erwachsene, und sie wurden weiterhin vom griechischen Staat als Erwachsene behandelt.
Die beiden Angeklagten, die morgen vor Gericht stehen, sind die beiden, die zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung als Minderjährige anerkannt waren.

Es ist wahrscheinlich, dass die Fakten vor Gericht keine Rolle spielen werden. Der griechische Staat ist entschlossen, jemanden zu finden, der schuldig ist, Europas Pilotprojekt des “Hot-Spot”-Modells der Inhaftierung, der Einsperrung auf den Inseln unter höllischen Bedingungen und der Abschiebung niederzubrennen. Die staatlichen Behörden hatten ihre Schuld schon lange vor einem Prozess festgestellt. Der Minister für Migration und Asyl, Notis Mitarakis, erklärte in einem Interview mit CNN am 16. September 2020: “Das Lager wurde von sechs afghanischen Flüchtlingen angezündet, die verhaftet worden sind.” Auf eine Frage nach dem Wohlergehen der unbegleiteten Minderjährigen, die durch das Feuer obdachlos geworden waren, antwortete Mitarakis, dass zwei Minderjährige zusammen mit vier anderen laut Polizeiaufnahmen verhaftet worden seien, weil sie das Feuer verursacht hätten, und dass “der Grund, warum sie das Feuer verursacht haben, war, die griechische und andere Regierungen zu erpressen, damit sie aus Moria wegziehen.” [https://www.youtube.com/watch?v=52lWG65Wbq4]

Die Bilder des brennenden Lagers wurden in den internationalen Medien verbreitet und machten einmal mehr auf die grausamen und unmenschlichen Bedingungen aufmerksam, denen die Menschen in den griechischen Flüchtlingslagern ausgesetzt sind. Das Feuer wurde zum Symbol für das Leid und die menschenunwürdige Behandlung von Flüchtlingen am Rande Europas. Er zeigte nicht nur die Grausamkeit des europäischen Grenzregimes, sondern auch das katastrophale Versagen des griechischen Staates, Migranten Schutz zu gewähren und seiner Rolle als “Schutzschild Europas”, die der EU-Kommissar Griechenland im März 2020 zugewiesen hat, nicht gerecht zu werden.

Bislang haben zahlreiche weitere Fälle gezeigt, dass der griechische Staat die Gelegenheit nutzt, Flüchtlinge, die für Proteste verantwortlich gemacht werden, ohne Beweise zu langen Haftstrafen zu verurteilen. So wurden bereits im Sommer 2017 die Moria 35 nach großen Protesten im Lager Moria willkürlich auf der Grundlage von Racial Profiling verhaftet und neun Monate später vor dem Obersten Gericht von Chios verurteilt. In ähnlichen Fällen, wie dem der Verhaftungen der Moria 8, wurden die willkürlich Angeklagten schließlich freigesprochen, aber zuvor monatelang in Untersuchungshaft gehalten.

Wir werden nicht akzeptieren, dass die Leben von sechs jungen Menschen, die schutzsuchend nach Europa kamen, zerstört werden! Wir werden nicht zulassen, dass der Staat und die Medien sie zu dem Sündenbock für die Brutalität und Grausamkeit der europäischen Grenzpolitik der Lagerhaltung machen! Wir fordern Freiheit für alle Angeklagten!

Unterstützt die Moria 6! Ihr Kampf ist unser Kampf!

[Griechenland] Solidaritätsaufruf: Berufungsverfahren gegen Hamza Haddi & Mohamed Haddar

Ein Solidaritäts-Statement unserer Freund*innen von borderline Europe (https://www.borderline-europe.de/unsere-arbeit/berufungsverfahren-gegen-hamza-haddi-und-mohamed-haddar?l=de):

Berufungsverfahren gegen Hamza Haddi & Mohamed Haddar

am 01. September in Komotini, Griechenland – Solidarisiert euch!

Die systematische Inhaftierung Schutzsuchender an Europas Außengrenzen muss enden!

Hamza und Mohamed wurden am 04. Februar 2020 von einem griechischen Gericht infolge ihrer eigenen Flucht als “Schmuggler” und wegen “Beihilfe zur illegalen Einreise” zu 4 Jahren und 1 Monat Haft verurteilt. Sie waren aus Marokko geflüchtet und auf der Suche nach einem Leben in Sicherheit gemeinsam mit weiteren Personen an Bord eines provisorischen Bootes nach Griechenland gekommen.

Als sie dort ankamen, schoss die griechische Grenzpolizei auf sie. Sie wurden verhaftet und geschlagen. Doch damit nicht genug. Hamza und Mohamed wurden des Schmuggels der anderen Personen – einer davon Hamzas eigener Bruder Yassine – beschuldigt und verurteilt.


Lest mehr zur Geschichte von Hamza & Mohamed und dem ersten Prozess.


Der Fall der beiden steht dabei emblematisch für eine systematische Praxis der massenhaften Kriminalisierung und Inhaftierung Schutzsuchender. Nicht nur kriminalisiert die Europäische Union strategisch diejenigen Menschen, die sich solidarisch mit Migrierenden verhalten; auf Druck der Europäischen Union hat Griechenland die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, auch Schutzsuchende selbst für ihre eigene Flucht zu verhaften.

So verhaftet die griechische Küstenwache per ankommenden Boot 1 – 2 Menschen und beschuldigt sie willkürlich des Schmuggels und der Beihilfe zur illegalen Einreise (mehr Infos hier). Verhaftet unmittelbar nach ihrer Ankunft, haben Betroffene keinerlei Zugang zur Außenwelt und werden meist unbemerkt, namenlos und ohne Unterstützungsstrukturen zu drakonischen Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt. Nach offiziellen Angaben des griechischen Justizministerium macht diese Gruppe inzwischen die größte Gruppe der Gefängnisinsassen in Griechenland aus.

Hamza und Mohamed stehen dabei stellvertretend für eine weitere menschenverachtende und brutale Facette Europäischer Grenzpolitik.

Die Anschuldigungen gegen sie sind offenkundig unbegründet. Die beiden sind Schutzsuchende, keine Schmuggler.

Europaweit solidarisierten sich im Februar Gruppen und Menschen, u.a. Carola Rackete und die Vereinigung europäischer demokratischer Anwält*innen (EAD), mit den beiden und damit stellvertretend für die vielen anderen Betroffenen (siehe unser gemeinsames Solidaritätsstatement), am Verhandlungstag war der Gerichtssaal bis auf den letzten Platz gefüllt mit lokalen und internationalen Unterstützter*innen wie den iuventa10 und der EAD.

Mit Erfolg – es waren die Aufmerksamkeit und der öffentliche Druck, der nach Einschätzung des Anwalts letztlich dazu führte, dass die beiden zu einer vergleichsweise “milden” Strafe verurteilt wurden: 4 Jahre und 1 Monat (Durchschnittsstrafe in diesen Prozessen sind 44 Jahre).

Die einzige richtige Urteil ist jedoch ein Freispruch!

Die beiden sind unschuldig und haben nichts verbrochen.

Sollten sie im Berufungsverfahren nicht freigesprochen werden, können sie außerdem kein Asyl mehr in Griechenland beantragen, weil sie dann als “verurteile Straftäter” gelten.


  • Macht den Fall von Hamza und Mohamed bekannt und damit die menschenverachtende Praxis, für die er stellvertretend steht und forderet mit uns die Freiheit für die beiden!
  • Kommt zum Berufungsverfahren am 01. September 2020 in Komotini, Griechenland!
  • Schreibt euren Freund*innen in Griechenland!

FREIHEIT FÜR HAMZA UND MOHAMED
und für all jene, die das gleiche Schicksal erleiden und in griechischen und italienischen Gefängnissen eingesperrt sind, weil sie ein besseres Leben suchten.Montag, 17. August 2020


Weitere Informationen:

[Greece] Solidarity statement: Freedom for Hamza & Mohamed!

first published on https://www.borderline-europe.de/unsere-arbeit/gemeinsames-solidarit%C3%A4tsstatement:

Solidarity statement: Freedom for Hamza & Mohamed

The European Union must stop the arbitrary incarceration of refugees and migrants

We express our solidarity with Hamza Haddi and Mohamed Haddar who are currently being held in pre-trial detention in Komotini, Greece. Both are facing long prison sentences because they are being wrongfully and arbitrarily accused of “smuggling”.

Hamza Haddi and Mohamed Haddar are Moroccan citizens who fled their country searching for protection and better living conditions, Hamza Haddi in particular is a known political activist who was hoping to be granted political asylum in Europe. In Morocco, he is facing political persecution for his activities during the Arab Spring as well as for his engagement with the Moroccan Human Rights Association L’Association Marocaine Des Droits Humains AMDH. He has been imprisoned three times and, together with his family, been constantly targeted and intimidated by Moroccan authorities. Hamza is a political refugee.

With Europe’s ever-increasing closure of borders and the impossibility for refugees to legally enter Europe and claim asylum, they were forced to embark and risk their lives on a makeshift boat. Hamza, who had fled from Morocco together with his brother Yassine went on to meet two companions on the way; Reda and Mohamed in Turkey. There, they spent only a few days before attempting to cross the Evros river that marks the border between Turkey and Greece in July 2019.

In Greece, the four arrived, only to be immediately arrested by Greek border police. But not enough. Hamza Haddi and Mohamed Haddar are now accused of and are facing trial for the “smuggling” of two persons – one of them being Hamza’s own brother Yassine!

The accusations against Hamza and Mohamed are clearly unfounded. They are refugees, not smugglers.

Their companion Reda was coerced into signing a testimony that is now being used to wrongly accuse Hamza and Mohamed as being the smugglers. Reda can neither speak nor read Greek and later confirmed that the written document does not match his statement.

Consequently since July 2019, Hamza and Mohamed have been held in pre-trial detention in Greece and are facing more than ten years of imprisonment each. The basis of their trail is placed upon a testimony signed under pressure and without an interpreter.

We are calling for their immediate release!

The case of Hamza and Mohamed is unfortunately not an isolated case but paradigmatic for yet another facet of Europe’s policy of closing borders and deterrence. While European supporters or so-called “human rights defenders” such as Carola Rackete or the iuventa10 have recently received a lot of attention and support after having become the target of increasing criminalisation, there is hardly any information nor support for those without a European passport facing the very same accusations. However, it is them who constitute the majority of those being arrested and imprisoned in Italy and Greece on grounds of alleged “smuggling” and “aiding illegal immigration”. Arrested immediately upon arrival, a lot of them disappear unknown and unheard of and with no access to support from outside.

The basis for this is Greek legislation that considers any person found to have driven a vehicle across Greek borders, entering Greece without required documentation, as a smuggler.

The arrests as well as trials that follow these often-unfounded accusations of smuggling are arbitrary. Police officers might accuse the person holding the tiller to steer the boat, or the one who communicated with the coast guard to call for help or simply someone who speaks English, to be a smuggler. In Greece, the average trial lasts only around 30 minutes, leading to an average sentence of 44 years and fines over 370.000 Euro. Suspects, or what we would deem ‘victims’ of this unjust legislation, usually have limited access to legal assistance, most of them relying on public defenders. Observers voice concerns about a “shocking lack of deep processing”, reporting that judgements are pronounced despite lack of evidence and poor quality of translation.

This statement is to express our solidarity with Hamza Haddi and Mohamed Haddar and all those criminalized and deprived of their basic rights in the European Union’s proclaimed fight against “smugglers”. We call on everyone to condemn the arbitrary application of anti-smuggling laws against people on the move, who are often already in fear of their lives. We denounce the exploitation of the vulnerable situation of asylum seekers by the EU member states, leaving them without the means to properly defend themselves.

Together with the Hamza Haddi and Mohamed Haddar support committee we demand:

• The immediate release of Hamza Haddi and Mohamed Haddar.
• All charges against them to be dropped, and their innocence to be recognized.
• Hamza’s asylum application to be accepted and his asylum granted.
• Regularisation of the situation of Hamza and Mohamed, and freedom of movement for all.

We further demand:

    • Freedom for all those that are suffering the same fate, being imprisoned in Greek and Italian prisons because they were looking for a better life.
• A change in the Greek and Italian law in order to remove the legal grounds for these arbitrary arrests and convictions.

    –>  Attend the trial of Hamza and Mohamed on February 4th 2020 in Komotini, Greece!
–>  Donate for their legal defence: https://www.lepotsolidaire.fr/pot/94duqw1k

– ADIF Associazione diritti e frontiere, Fulvio Vassallo Paleologo, Italy
– Adopt a Revolution
– Alarm Phone Watch the Med
– Prof. Dr. Annita Kalpaka, University Hamburg
– Antina Plath, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Germany
– ARCI Porco Rosso, Palermo
– Prof. Dr. Astride Velho, Germany
– borderline-europe e.V., Germany
– Borderline Sicilia Onlus, Italy
– Carola Rackete
– Centre for Peace Studies, Zagreb
– Clandestina Thessaloniki, Greece
– Christian Peace Maker Team Lesvos, Greece
– Délinquants solidaires, France
– Demokratische Juristinnen und Juristen e.V., Germany
– Esc-Infomigrante, Rome
– European Civic Forum, Switzerland
– European Democratic Lawyers – Avocats Européens Démocrates
– Harald Bauder, Ph.D., Ryerson University Canada
– Il Comitato di Base No Muos di Palermo, Italy
– Institute of Race Relations, Anya Edmond-Pettitt, United Kingdom
– iuventa10
– Judith Gleitze, borderline-europe, Palermo
– Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant*innen e.V., Germany
– La FASTI, Fédération des associations de solidarité avec tou-te-s les immigré-e-s, France
– L’Association Marocaine Des Droits Humains, Morocco
– Loubna Messaoudi, CEO Founder BIWOC* Rising, Berlin
– Marie Amoyi, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Germany
– Migreurop, Observatoire des frontières, France
– mediale pfade, Germany
– Mobile Info Team, Greece
– Münchner Flüchtlingsrat, Germany
– Observatory of Solidarity, Milan
– Refugee Law Clinic Berlin, Germany
– Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein, Germany
– Rete Antirazzista Catanese, Italy
– Sea-Watch, Germany
– Seán Binder
– Seebrücke, Germany
– Solidarité sans frontières, Switzerland
– Solidarity Watch, Belgium
– Statewatch, United Kingdom
– TPC Maison Solidaire, France
– You Can’t Evict Solidarity, Germany

[Ahmed H.] 4 years after the Röszke11 riots: The Cyprian government denies Ahmed’s return to his family

The Cyprian government denies Ahmed’s return to his family

Today four years have passed since the “Röszke riot”, the attack of the
Hungarian riot police and TEK (counter-terrorism unite) on protesting
migrants against borders and limitation of freedom of movement in
September 2015. During and after this riot eleven people were arrested
and later faced a court trial.

Ahmed H., one of the arrested eleven people was convicted for terrorism
and sentenced first to 10, than to 7 and on the last court instance to 5
years prison.

On the 19th of January 2019 he was supposed to get released on parole,
after he finished two third of his sentence. But instead of returning
home, he was transferred to the immigration prison in Nyirbátor, in the
east of Hungary. He was waiting for months there for Cyprus to renew his
visa, which expired during the time he spent in prison . He used to live
in Cyprus before his arrest for more than ten years together with his
wife and children. He left the country and ended at Hungarian-Serbian
border, because he accompanied his parents from Syria to Europe.
Although the authorities promised him that he can return home with his
renewed visa after the administration procedure is over, after months of
waiting he learnt, that the government of Cyprus refused his return. The
interior ministry of Cyprus stated that he is a security threat and
cannot get visa.

There is apparently no state willing to let Ahmed enter, so he remains
trapped in the Hungarian jail. In the last months we could not publish
anything about the case because his family did not want to go public
with this further developments until now. We were silent, but we did not
disappear.

During the trial, there was very strong criticism against the Hungarian
state. The liberal media, international organisations, and even the EU
parliament were accusing Hungary of not respecting european values.
Cyprus’ refusal to renew Ahmed’s visa prove, that his situation is not
exclusively the
fault of an ‘undemocratic’, ‘dictatorial’ regime. The racist
anti-immigrant and anti-terrorist
discourse is an essential part of the idea of ‘Europe’ and the european
border regime,
that all european states follow.

This is a call for solidarity actions targeting this time the Cyprian
state and its institutions. A strong international public pressure is
needed for Ahmed’s release and return home. The government of Cyprus has
to let him join his family again and be finally free from the
imprisonment! Spread the news, spread solidarity!

Let us not forget the prisoners of the Fortress!
Freedom for Ahmed H.!

“Free the Röszke 11” solidarity group

freetheroszke11@riseup.net
https://freetheroszke11.weebly.com

[Ägäis] The war against smuggling

Artikel zuerst veröffentlicht von dm aegean und V.H.

The following short report is based on data collected by the organization Christian Peacemaker Teams Lesvos (CPT-Lesvos) who has been monitoring smuggling trials since 2014. All graphs have been made by CPT-Lesvos. An in-depth analysis of the data collected will be published in autumn 2019.

Criminalizing Migration and Escape Aid

Many people who reach the Greek islands in rubber dinghies have been travelling for months or years to find freedom and safety in the European Union. But surviving the crossing of the Aegean Sea from Turkey to Greece does not mean that they eventually reached safety.

On the Greek hotspot islands, some migrants are regularly arrested from their boats and directly detained and accused of human smuggling. The European Union claims:

“Fighting and preventing human smuggling and trafficking is one of the priorities of the European Union and crucial to address irregular migration in a comprehensive way.”

European Union, 15.10.2018[1]

Jamil from Afghanistan (name changed) experienced what this means. He was sentenced to 90 years in prison of which he will have to serve 25 years and was also convicted to a 13,000 Euro penalty. Jamil was captured driving a refugee boat from Greece to Lesvos. He could not afford to pay for his wife’s and his own journey, so he accepted the offer from the smuggler who asked him to drive the boat and return to get a free ride with his wife. He did not know that driving a boat would be considered a crime. While his wife now lives in Germany, he is still imprisoned – he appealed the court decision but was again convicted.

His example shows that the maxim of fighting human smuggling is not only used to criminalize civilian sea rescue as in the cases of the recent accusations against the captain of the Sea Watch 3 and the crew of the rescue boat Iuventa. It however impacts people who do not hold European passports much more directly. Many of them come as refugees themselves, intending to seek asylum in Europe. While European sea rescuers have so far only been accused for crimes but not convicted, hundreds of migrants have been sentenced to decades in prison with excessive charges.

Arresting “smugglers”

The organization Christian Peacemaker Teams Lesvos (CPT-Lesvos) has been monitoring the smuggling trials since 2014. They found that most of the people accused of smuggling are Turkish citizens and some of them migrants from other countries seeking protection in Europe. All people arrested are male. CPT-Lesvos member Rûnbîr Serkepkanî explains:

“What is common among most of them is that they are poor, they are students, they are migrants who couldn’t afford paying for the travel to the Aegean islands. (…) If you are a Turkish citizen – we have many migrants who are Turkish who have applied for asylum here in Greece – you are automatically accused of being the smuggler or the driver of the boat.”

Rûnbîr Serkepkanî, CPT-Lesvos, March 2019

Dariusz Firla from CPT-Lesvos describes how people labelled as “smugglers” are often identified:

“When the Coast Guard or FRONTEX pick up refugees at sea, they usually ask directly: “Who drove the boat?”. Sometimes people even say, “That was me,” because they don’t know it’s a crime. In some cases, it is simply a matter of refugees who paid less and drive the boat for this, but often it is Turks from poor regions who, for example, had no work and were hired by the smugglers for some pocket money to go and return the boat. Sometimes they are beaten bloody after their arrest until they arrive at the port.”

Dariusz Firla, CPT Lesvos, June 2017

The Greek Coast Guards in the port of Mytilene, Lesvos. Photo: March 2018

CPT-Lesvos interviewed Tarek (name changed) from Syria who has been detained in Chios prison for 14 months. He explained: “I was beaten from the moment I was arrested at sea until arriving at the police station. I was bleeding.”

After their arrest, people are held in pre-trial detention. CPT-Lesvos found that migrants are on average detained for 7 months before their first trial. There were also cases where the trial was postponed twice, leading to 29 months of pre-detention.

A farce of a court case

One of the major problems in court is a shocking lack of deep processing. CPT-Lesvos timed the duration of 28 trials and found that the average duration of an individual trial was only 28.5 minutes, while the average duration of a joint trial was 43 minutes. Obviously, this makes a thorough investigation of the question of guilt impossible. Furthermore, the translation within the trials is extremely poor.

Table 1: Duration of Trials

In many cases, the defendants are sentenced even if there is hardly any evidence against them. Dariusz Firla explains:

“Sometimes there is only the Coast Guard as witness. For the judges, it can be sufficient if the witness identifies the defendant as the driver of the boat. In one case, the Coast Guard even stated that he had not been present at the rescue operation himself, but that his colleague had told him that the defendant was guilty.”

Dariusz Firla, CPT Lesvos, June 2017

On top of the lack of deep processing by the judges, the quality of the court-appointed lawyers poses a major problem, especially since most lawyers are only appointed at the day of the trial and have no means to do any investigation for the defence. Sometimes, state or private lawyers also do not appear before the court, as in the case of Tarek (name changed), who had spent 14 months in pre-trial detention. Tarek’s family sold whatever they could to pay for a Greek lawyer, but the lawyer failed to show up on the day of the trial and he was sentenced to 45 years in prison.

Life long sentences

In nearly all cases, the accused migrants are found guilty of human smuggling and in some cases also of entry to Greece without permission and disobedience. Rûnbîr Serkepkanî states:

“The punishment of people who are accused with or charged with smuggling is higher than murder in Greece. So it is more serious to drive a boat which carries migrants to the Greek islands than murdering people.”

Rûnbîr Serkepkanî, CPT-Lesvos, March 2019

The sentences are calculated adding factors such as the number of people transported, transport without life vests, and if their lives were put in danger (e.g. through capsizing of the boat), which is why the sentence can exceed 100 years. Since the maximum period of factual imprisonment in Greece is 25 years, the sentences is then reduced accordingly. In some cases, mitigating circumstances are taken into account, reducing the penalty to about ten years. Sometimes the deportation of the convicted person is ordered directly after the release. In fact, looking at 41 cases between 2016 and 2017, CPT-Lesvos found that the average sentence of the trials they monitored was about 44 years in prison with an expected actual duration in prison of about 19 years. In addition, there are huge fines imposed, on average more than 370.000 Euros.

Charge Average Sentence
(41 cases)
Average time the sentence is to be served (41 cases)
(1) human smuggling (illegal transportation in order to earn money) 48 years 18 years
(1) human smuggling (illegal transportation in order to earn money)
(2) entry to Greece without permission
51 years 19 years
(1) human smuggling (illegal transportation in order to earn money)
(2) entry to Greece without permission
(3) disobedience
32 years 19.5 years
Table 3: Sentence and incarceration
Table 4: Sentence, Incarceration and Money Penalty

The European incarceration of the marginalized

The necessity to prevent human smuggling has been normalized in the European Union. Arrests are supported by the European Border and Coast Guard Agency FRONTEX and hardly any politician would question the necessity to prevent human smuggling at the EU external borders. The actions of the Greek state and courts are either tacitly supported or ignored.

The EU Commission, FRONTEX and interior ministries tend to mention the need to fight human smuggling in one breath with the necessity to save lives and ensure protection of humans. This was especially made possible through the convergence of discourses around human trafficking, human smuggling and escape aid.[4] The EU claims:

“While trafficking in human beings and migrant smuggling are two different crimes subject to different legal frameworks they are closely interlinked.”

European Union, 15.10.2018[5]

Trafficking and smuggling may overlap in some cases, however, they are in fact two completely different issues. Trafficking is a forced transfer of people, connected to kidnapping, exploitation and modern slavery, while human smuggling is a response on the restrictive border policies preventing even refugees to be able to cross borders in a legal way.

For the majority of the worldwide population, there is no safe passage and no legal way to enter an EU country and seek asylum or receive a working visa. People are forced to embark on illegalized deadly routes and have no other option but to use the service of facilitators that are in many cases excessively overpriced and risky. The facilitation of people’s journeys is illegalized even if their right to stay is approved through an asylum decision afterwards. Destroying smuggling networks will not save lives – people rely on them to save their own lives.

As the example of Greece shows, the people who are arrested in the fight against human smuggling are exactly those already suffering most from the EU border policies. In many cases, they had no choice and are themselves seeking protection. The anti-smuggling policies at the external border of Greece only hit the smallest link in a chain. Since people often have neither information on the risks they undergo nor a choice, these policies do not even have a deterring effect and only follow a senseless ideology of punishment. Without any need, the lives of marginalized people are destroyed in devastating ways. It is migrants and refugees seeking protection – unheard and without any lobby – who have to pay with their lives and dreams for these misguided and inhumane European policies.


[1]European Union (2018): The EU’s global engagement to counter smuggling and trafficking networks, 15.10.2018.

[2] For a recent arrest, see e.g.: Ekathimerini.com, 11.07.2019: Three arrested for migrant smuggling in as many incidents.

[3] See also: CPT Europe, 01.12.2016: Seeing in the Greek Courtroom.

[4] For an in-depth analysis see: Bellezza, Sara; Calandrino, Tiziana, March 2017: Criminalization of Flight and Escape Aid. Borderline-europe.

[5]European Union (2018): The EU’s global engagement to counter smuggling and trafficking networks, 15.10.2018.